Zoll, Polizei und Steuerfahndung ist offenbar ein größer angelegter Schlag gegen Schwarzarbeit gelungen. Eine Reihe von Subunternehmen einer Supermarktkette hat demnach in Südbayern zahlreiche Schwarzarbeiter zum Auffüllen von Regalen eingesetzt. Den mehr als 70 Beschuldigten wird unter anderem das Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt, das Einschleusen von Ausländern und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Dabei soll ein Schaden für die öffentliche Hand und die Sozialversicherungsträger in Höhe von rund 20 Millionen Euro entstanden sein. Die Regalauffüller selbst, sind nicht unter den Beschuldigten.
Subunternehmen von Subunternehmen beschäftigten Schwarzarbeiter
Die Supermarktkette hatte Dienstleister damit beauftragt, die Regale in ihren Märkten aufzufüllen. Die Dienstleister wiederum arbeiteten mit weiteren Subunternehmen zusammen, die letzten Endes die Arbeiter für das Auffüllen der Regale organisierten und bezahlten. Die Beschäftigung dieser Arbeiter sei schwarz erfolgt, so die Staatsanwaltschaft München 1, Polizei und Zoll in einer gemeinsamen Pressekonferenz.
Es seien zumeist Geflüchtete aus Afghanistan ohne Arbeitserlaubnis gewesen, bezahlt wurden sie in bar. Dabei sei der Mindestlohn unterschritten worden, was allerdings nicht Gegenstand des Verfahrens ist. Die Regalauffüller waren dabei weder bei der Steuer noch der Sozialversicherung angemeldet.
Ermittlungen gegen kriminelle Subunternehmen dauerten schon Jahre
Die Ermittlungen dauern bereits seit mehreren Jahren. Es gab in Oberbayern eine Reihe von Durchsuchungen, zuletzt in dieser Woche in Gaimersheim, Unterammergau und München. Manche der Regalauffüllerfirmen bestanden den Angaben zufolge nur wenige Monate – deshalb sei der Verdacht entstanden, dass es sich dabei um reine „Scheinunternehmen“ gehandelt habe.
Das „Geschäftsmodell“ sei von anderen Tätern quasi kopiert worden – wobei die verschiedenen Tätergruppen nichts direkt miteinander zu tun gehabt hätten. Es sei ein System entstanden, das sich über die Jahre entwickelt habe, heißt es. In dem Komplex seien bis heute rund 500 Bankkonten untersucht worden.
Auch Mitarbeiter des Supermarktes beschuldigt
Ermittelt wird auch gegen einen Mitarbeiter des Konzerns, der für die Auftragsvergabe an die Subunternehmen zuständig war, weil sich Anhaltspunkte ergeben hätten, wonach diesem das Vorgehen der Nachunternehmer bekannt gewesen sei. Gegen die Geschäftsführung des Konzerns bestehe derzeit kein Verdacht für Straftaten. Von den mehr als 70 Beschuldigten befinden sich vier in Untersuchungshaft, einer von ihnen steht bereits seit Dienstag vor Gericht.