Seltene Erden sind gar nicht so selten, wie ihr Name nahelegt. Es gibt Terbium, Europium, Dysprosium, Yttrium und die 13 weiteren Seltenerdmetalle, wie sie eigentlich heißen, mehr oder weniger weltweit. Leider aber kommen sie meist nur in geringen Mengen vor. Das heißt, sie müssen mühsam aus großen Mengen an Erzen aus dem Bergbau gewonnen werden. Oft liegt ihr Anteil bei nur wenigen Prozent am geförderten Erz.
Abhängigkeit bei Seltenen Erden teils selbst verschuldet
In der Regel kommen auf eine Tonne Erz nur wenige Kilogramm Seltene Erden. Und die müssen dann mit sehr aufwändigen und auch potenziell umweltgefährdenden Verfahren herausgelöst und aufgearbeitet werden. Das ist einer der Gründe dafür, dass Seltene Erden vor allem aus China kommen – genauer gesagt 90 Prozent, die weltweit gehandelt werden.
In vielen anderen Ländern war man sich auf Dauer gewissermaßen „zu fein“ für die Gewinnung von Seltenen Erden. Schließlich war die Versorgung durch China über viele Jahre zuverlässig, kostengünstig und sparte eine Menge Ärger mit Umweltschutzauflagen. Eine Versorgungskrise ist also zum Teil auch selbstverschuldet.
Bayerische Wirtschaft stuft Versorgung mit Seltenen Erden als kritisch ein
In einer jährlich erstellten Rohstoffstudie schaut die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) regelmäßig und exemplarisch auf drei Seltene Erden und deren Beschaffung: Scandium, Yttrium und Neodym. Deren Bedeutung gilt als hoch für die Wirtschaft in Bayern, vor allem für den Hightech-Sektor. Der Studie zufolge ist die Versorgung damit mit hohen Risiken verbunden.
Zum einen, weil sie nur in wenigen Ländern gewonnen werden. Mit weitem Abstand liege auch hier China vorne – mit 68 Prozent der weltweiten Produktion. Die Seltenen Erden seien außerdem schwer ersetzbar. Jetzt gebe es erhebliche politische Risiken, wie die chinesischen Ausfuhrbeschränkungen zeigen.
Hinzu kommt, dass ihre Bedeutung für Zukunftstechnologien steige, wie zum Beispiel für neue Brennstoffzellen-Technologien, Leuchtmittel und Magnete. Diese Erkenntnisse zu Scandium, Yttrium und Neodym seien aber auch auf alle anderen Seltenen Erden übertragbar, wie es bei der vbw heißt.
Preise für Seltene Erden steigen wieder
Im ersten Quartal sind die Preise für Seltene Erden dem monatlich erhobenen Rohstoffpreisindex vbw zufolge wieder leicht gestiegen – nach einer preislichen Entspannung im Jahr 2024. Der chinesische Exportstopp ist dabei noch nicht berücksichtigt.
Vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt betont dabei: „Die Gefahr von Preissprüngen hat sich durch die Maßnahmen deutlich erhöht. Dies bereitet uns große Sorgen, da viele bayerische Betriebe auf die betroffenen Seltenen Erden dringend angewiesen sind.“
Europa derzeit von wichtigen Seltenen Erden aus China abgeschnitten
Vor Versorgungsengpässen warnt auch das Unternehmen Remloy, eine Tochter des Heraeus-Konzerns, der auf das Recycling von Seltenen Erden spezialisiert ist. Europa sei auf eine längerfristige Unterbrechung bei Seltenen Erden nicht vorbereitet, zitiert das „Handelsblatt“ den Co-Chef David Bender [externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt]. Dort berichtet auch Jan Giese, Experte für Seltene Erden beim Rohstoffhändler Tradium, dass derzeit die Lieferketten nach Europa abgeschnitten seien. Erst in drei Monaten rechne er wieder mit Lieferungen nach Europa.
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 3.400 Tonnen Seltene Erden aus China importiert, ein Anteil von knapp 66 Prozent, wie das Statistische Bundesamt vergangene Woche mitteilte.
Substitution und Recycling von Seltenen Erden schwierig
Nach wie vor passiert bei Seltenen Erden zu wenig bei der Substitution – das bedeutet, sie durch andere Materialien zu ersetzen und sie zu recyceln. Nur ein Prozent der eingesetzten Seltenen Erden würden derzeit weltweit zur Wiederverwertung aufbereitet, so vbw-Hauptgeschäftsführer Brossardt.
Die Verfahren seien sehr teuer und sie lohnten sich auch wegen der kleinen Mengen der Seltenen Erden in den Endprodukten noch nicht. „Die Substitution von Seltenen Erden erweist sich derzeit ebenfalls noch als schwierig, hier gibt es aber auch bereits erste Fortschritte. Bei beidem müssen wir noch deutlich besser werden.“