Mehrere Knackpunkte beim Start von „Earthcare“
In den kommenden sechs Monaten werde nun alles geprüft und getestet, erst dann sei es eine Routineoperation. Der Satellit sei noch „wie ein Baby in den frühen Tagen“, so der Esa-Direktor für Missionsbetrieb, Rolf Densing. Gebaut wurde der zwei Tonnen schwere Satellit von Airbus in Immenstaad am Bodensee (Externer Link).
Wenn seine Solarpanele ausgeklappt sind, ist der Orbiter laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) rund 17 Meter lang, 2,5 Meter breit und 3,5 Meter hoch. Die Instrumente an Bord senden Lichtimpulse und analysieren die reflektierten Signale. Die japanische Raumfahrtbehörde Jaxa steuerte ein Radar bei, mit dem sich das Innenleben von Wolken untersuchen lässt. Zudem gibt es ein Instrument, das hochauflösende Bilder im sichtbaren und infraroten Lichtspektrum macht. Das vierte Instrument misst die reflektierte Sonnenstrahlung und die von der Erde ausgehende Wärmestrahlung.
Neue Dimension der Erdbeobachtung
Experten sehen in der Mission eine neue Dimension der Erdbeobachtung. Das Wissen um die Erdatmosphäre und ihre Interaktion mit Aerosolen und Wolken ist Wissenschaftlern zufolge lückenhaft. Diese sollen nun geschlossen werden.
„Die Daten, die da gesammelt werden, werden von verschiedenen Organisationen genutzt, um Wettervorhersagen konkret zu optimieren“, sagt Nicolaus Hanowski von der Esa-Direktion für Erd- und Umweltbeobachtung in Frascati bei Rom. So könnten voraussichtlich auch Unwetter wie die tödliche Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal besser vorhergesagt werden.
Kurzfristige Warnungen vor derartigen Ereignissen seien indes auch mit den neuen Daten nicht möglich. Es gehe darum, die Vorhersagen zu verbessern, und dazu sei ein Verständnis für die Dynamik von Wolken, Tiefdruckgebieten und der Atmosphäre nötig.
Der „Weiße Drache“ fliegt
Die Gesamtkosten für „Earthcare“ (Cloud, Aerosol and Radiation Explorer) bezifferte der Esa-Missionswissenschaftler Fehr auf 800 Millionen Euro für die europäische Seite. Hinzu kämen von der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa rund 52 Millionen Euro für eines der Instrumente. Die Japaner haben dem Orbiter den Spitznamen „weißer Drache“ gegeben, wegen seiner Form und seiner Farbe. Weiße Drachen könnten der Legende nach besonders schnell fliegen.
Mit Informationen von dpa