Wegen des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder nicht deutscher Herkunft haben viele junge Menschen in Deutschland schon einmal Diskriminierung erlebt. Das geht aus einer aktuellen Auswertung von Forschungsdaten des Survey des Deutschen Jugendinstituts (DJI) „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ hervor. Die Ergebnisse seien „besorgniserregend“, sagen die Jugendforscherin Lisa Hasenbein und die DJI-Forschungsdirektorin Susanne Kuger.
Demnach betrifft Diskriminierung unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders häufig Menschen, die ohnehin strukturell benachteiligt sind – etwa weil sie selbst oder ihre Eltern im Ausland geboren wurden oder weil sie in materieller Armut leben. Auch Jugendliche und junge Erwachsene mit einer Behinderung oder Beeinträchtigung und solche mit einer nicht heterosexuellen Orientierung berichten davon, häufig diskriminiert worden zu sein.
Mehr Frauen als Männer betroffen
Insgesamt gaben mehr Mädchen und junge Frauen an, bereits Diskriminierungserfahrungen gemacht zu haben als gleichaltrige Jungen und junge Männer. Gut zwei Drittel – also 69 Prozent – der jungen Frauen im Alter von 18 bis 25 Jahren sagen, dass sie manchmal, oft oder sehr oft aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt worden seien. Bei den 12- bis 17-jährigen Mädchen ist es ungefähr die Hälfte. Bei den jungen Männern ist es in etwa jeder Dritte.
Auch von Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung sind junge Frauen häufiger betroffen als junge Männer. Bei den Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren ist der Unterschied besonders groß: Hier berichten 23 Prozent der Mädchen von Benachteiligungen, bei den Jungen sind es nur neun Prozent.
Diskriminierung junger ausländischer Männer
Bei Diskriminierung aufgrund ihrer nicht deutschen Herkunft haben die Hälfte der 12- bis 17-jährigen Mädchen mit Migrationsgeschichte entsprechende Erfahrungen, so das DJI, gegenüber 32 Prozent der gleichaltrigen Jungen. Dies kehre sich im jungen Erwachsenenalter jedoch um: Hier steigen die Diskriminierungserfahrungen junger Männer auf 60 Prozent an, während sie mit 48 Prozent bei den jungen Frauen ungefähr gleich bleiben. „Eine Stigmatisierung als potenziell gefährlich oder kriminell, von der besonders junge Männer mit Migrationsgeschichte betroffen sind, kann hierfür ein Grund sein“, erklärt Hasenbein.
Forschungsarbeit seit den 60er Jahren
Der DJI-Survey „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten (AID:A)“ erhebt Daten zum Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen sowie zu den Lebenslagen von Erwachsenen und Familien in Deutschland. AID:A wird seit 2009 in regelmäßigen Abständen durchgeführt. Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) mit Sitz in München ist nach eigenen Angaben eines der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute Europas und erforscht seit 1963 die Lebenslagen von Kindern, Jugendlichen und Familien, berät Bund, Länder sowie Kommunen und liefert Impulse für die Fachpraxis.