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WirtschaftsRundschau > Nachrichten > Wissen > Bis zu minus 46 Grad: Warum ist es am Funtensee so zapfig kalt?
Wissen

Bis zu minus 46 Grad: Warum ist es am Funtensee so zapfig kalt?

Michael Farber
Zuletzt aktualisert 20. Januar 2025 12:49
Von Michael Farber
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4 min. Lesezeit
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Man könnte sich in der Antarktis wähnen, mitten in den bayerischen Alpen: Am Funtensee im Nationalpark Berchtesgaden war es laut dem Wetterportal „kachelmannwetter.com“ Anfang der Woche minus 35 Grad kalt. Zapfig, ja, aber vom Allzeitrekord weit entfernt: Der liegt bei minus 46 Grad und stammt laut Deutschem Wetterdienst (DWD) aus dem Januar 2000 – die kälteste bisher in Deutschland gemessene Temperatur. Der Grund ist eine geografische Besonderheit.

Inhaltsübersicht
Im Winter kommt kaum Sonne in den KesselIst der Funtensee wirklich der kälteste Ort Deutschlands?Umgekehrte Baumgrenze am FuntenseeNationalpark-Ranger warnt: See im Winter nicht besuchen

Im Winter kommt kaum Sonne in den Kessel

Der Funtensee liegt in einem Talkessel auf mehr als 1.600 Metern Höhe. Dass es ausgerechnet dort so kalt ist, erklärt Lothar Bock vom Deutschen Wetterdienst so: „Im Winter kommt die Sonne fast gar nicht in diesen Kessel. In den Nächten fließt die Kaltluft von den Berghängen in den Kessel und sammelt sich dann am Funtensee.“ So entstehe ein regelrechter Kaltluftsee – und das funktioniere besonders gut an klaren und windstillen Nächten.

„Da wir tagsüber im Winter fast keine Sonneneinstrahlung haben, können sich dann sehr tiefe Temperaturen ergeben“, so der Meteorologe weiter. „Minus 20 Grad sind da keine Seltenheit.“ Und mehrmals seien auch schon Temperaturen unter minus 40 Grad gemessen worden.

Ist der Funtensee wirklich der kälteste Ort Deutschlands?

Ob der Funtensee wirklich der kälteste Ort in Deutschland ist, lässt sich nicht eindeutig sagen. Sicher ist: Es ist der Ort in Deutschland, an dem die bislang tiefste Temperatur gemessen wurde. Laut Lothar Bock gibt es nämlich auch andernorts noch ähnliche Kältebereiche. „In der Schwäbischen Alb gibt es beispielsweise auch Kältelöcher, allerdings wurde da noch nicht genau nachgemessen.“

In Österreich, in der Nähe von Lunz, befinde sich beispielsweise ebenfalls eine Doline – so nennt man ein Kälteloch, das durch natürliche Senken im Boden entsteht. Und in dieser Doline sei im Jahr 1930 einmal Minus 51 Grad nachgewiesen worden, so Bock.

Umgekehrte Baumgrenze am Funtensee

Das Kältephänomen am Funtensee tritt nur im Winter auf, wenn dort eine Schneedecke liegt, erklärt der DWD-Meteorologe weiter. „Im Sommer ist der Effekt nicht so ausgeprägt. Es ist da zwar immer noch kühler als unten im Tal oder anderswo, aber es kann dort an heißen Sommertagen bis zu 27 Grad warm werden.“

Auffällig ist am Funtensee auch, dass die eisigen Temperaturen im Winter sich sehr schnell und deutlich ändern, je höher man kommt. Franz Eder ist Ranger im Nationalpark Berchtesgaden und kennt die Gegend um den See bestens. Er hat Folgendes beobachtet: „Schon am wenige Meter höher gelegenen Kärlingerhaus kann es bis zu 20 Grad wärmer sein als unten am See.“

Und noch etwas sei an der geografischen Lage besonders, so Eder: „Am Funtensee gibt es eine Waldgrenze nach unten, nicht nach oben. Mit jedem Meter Richtung See werden die Bäume kleiner. Unten am Funtensee gibt es praktisch keine Vegetation mehr.“

Nationalpark-Ranger warnt: See im Winter nicht besuchen

Der Funtensee ist also geografisch und meteorologisch gesehen ein besonderer Ort in den Bayerischen Alpen. Der Nationalpark-Ranger warnt aber eindringlich davor, den See jetzt im Winter zu besuchen: „Auf gar keinen Fall! Da ist schon eine alpine Kenntnis Voraussetzung, wenn man sich da bewegt, es gibt da ja auch Lawinen. Da kommt man auch nicht so leicht hin. Das kann dann ganz schnell ganz böse enden.“

Tatsächlich wird auch der – jetzt zugeschneite – Wanderweg im Sommer von der sogenannten „Saugasse“ über das – jetzt geschlossene – Kärlingerhaus zum Funtensee auf einschlägigen Tourenseiten als „schwer“ bezeichnet. Der Weg über das Steinerne Meer zum Funtensee ist teilweise ausgesetzt und es gibt steile Kehren. Der Wanderweg dorthin ist also selbst im Sommer nur etwas für geübte Bergsteiger mit entsprechender Ausrüstung.

 

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Von Michael Farber
Michael Farber ist ein erfahrener Journalist, der das Ressort Wissen der WirtschaftsRundschau leitet. Mit seiner Expertise in Wissenschaft und Technologie berichtet er über die neuesten Entwicklungen und Entdeckungen und bietet den Lesern spannende Einblicke in komplexe Themen.
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