Förster: Werden den Kampf gegen den Borkenkäfer verlieren
Ein paar Kilometer weiter im gleichen Revier hat der Borkenkäfer bereits zugeschlagen. Auf einer Freifläche etwa so groß wie vier Fußballfelder hat keine einzige Fichte überlebt. Försterkollege Hubert Türich schaut sich den Schaden an. Er ist Abteilungsleiter im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Bad Neustadt und überprüft die bereits gefällten Fichten im Stadtwald bei Bad Königshofen.
Er hebt ein Stück Rinde vom Boden auf. Mit dem Fällen allein ist es nicht getan. „Hier sehen wir die fast ausflugsbereiten Borkenkäfer. Es drängt die Zeit“, erklärt er. Das Holz müsse so schnell wie möglich aus dem Wald, mindestens 500 Meter weit weg vom nächsten Fichtenbestand, sonst sei die Mühe vergebens gewesen. „Es ist ein Kampf gegen Windmühlen“, sagt Türich. Der Borkenkäfer hat einen starken Partner an seiner Seite: den Klimawandel. Dieser begünstigt die rasante Vermehrung des Schädlings und seine Lebenssituation.
„Den Kampf gegen den Borkenkäfer werden wir verlieren. Unser Ziel ist es, Zeit zu gewinnen“, betont Türich. Zeit, um die Fichten so lange wie möglich am Leben zu halten, damit sich das Holz noch entwickeln kann. Und Zeit, damit die Jungpflanzen nachwachsen können, um große Freiflächen zu vermeiden.
Enormer wirtschaftlicher Schaden für private Waldbesitzer
Dieses Revier im Grabfeld ist Stadtwald. Die Förster vom AELF kümmern sich um Fällung und Neubepflanzung. Im Privatwald aber sind es die Besitzerinnen und Besitzer, die den Schaden tragen. „Es ist ein großer wirtschaftlicher Verlust für die Waldbesitzer, die jahrzehntelang gepflegt haben. Das ist ihre Sparkasse gewesen, die wollten hier ernten, wenn sie das geplant haben und das ist nicht mehr möglich“, erklärt Türich sichtlich mitfühlend. Sie seien zum Handeln gezwungen und müssten ihr Holz zu einer Unzeit verkaufen. Außerdem sinken Holzqualität und Preis mit jedem Tag, den der Borkenkäfer im Baum ist. Dazu kommen Investitionskosten für die Neubepflanzung, auch wenn staatliche Förderprogramme unterstützen.
Der Borkenkäfer ist ein bayernweites Problem. In Unterfranken ist es akut, da der Klimawandel die Region besonders hart trifft. Erfahrungsgemäß kommen derartige Probleme zeitverzögert im Süden Bayerns an. Im Grabfeld ist die „Entfichtung“ der Landschaft schon sehr weit fortgeschritten.
Wandel des Walds zu mehr Vielfalt notwendig
„Um den Wald klimastabil zu machen, braucht es unterschiedliche Baumarten, um die Last auf unterschiedliche Schultern verteilen zu können. Der Wald wird sich wandeln“, ist sich Försterin Schafhauser sicher. Sie hat schnell reagiert und auf die große Freifläche Jungpflanzen setzen lassen, die bereits Wurzeln geschlagen haben. Die Fichte werde in 100 Jahren wohl nicht mehr in Unterfranken zu finden sein.
Dafür werden Mischbaumarten das Waldbild bestimmen, etwa die Vogelkirsche, die Küstentanne, der Spitzahorn, die Walnuss oder die Esskastanie. Die Försterinnen und Förster wollen einen klimastabilen Wald gestalten, der Borkenkäfern und anderen durch den Klimawandel bedingten Herausforderungen trotzt und fit für die Zukunft ist.