Gleichheit im Stall: Behornte und unbehornte Tiere nicht mischen
Bei vielen Landwirten stellt sich die Frage „Mit Horn oder ohne Horn?“ aber gar nicht. Denn oft übernehmen sie von den Eltern eine Herde, diese Tiere haben dann entweder Hörner oder keine. Behornte und unbehornte Tiere zu mischen, sollte vermieden werden.
So findet Tierarzt Michael Schmaußer, dass unter den Tieren „Waffengleichheit“ herrschen sollte. Das heißt: In einem Stall sollten entweder alle oder kein Tier Hörner haben. Auf Almen oder bei Weidehaltung können sich Rinder zwar aus dem Weg gehen, doch die meisten Tiere sind dauerhaft – oder zumindest im Winter – im Stall. Behornte und hornlose Tiere in Laufställen zu mischen, bringe Unruhe in die Herde, so Schmaußer. Bei Rangkämpfen sollten die Tiere gleiche „Mittel“ haben, um sich zu verteidigen.
Bioverbände: Hornlose Tiere als Kompromiss – statt Enthornen
Auch Bioverbände empfehlen ihren Landwirtinnen und Landwirten auf genetisch hornlose Tiere zu setzen – statt zu enthornen. Idealerweise sollte zwar die ökologische Milchviehhaltung in Stallsystemen erfolgen, die für behornte Kühe geeignet sind – also in großzügig bemessenen Laufställen, in denen die Tiere einander ungehindert ausweichen können. Doch nur wenige Betriebe haben derart großzügige Ställe. Das Halten hornloser Tiere ist daher für viele Öko-Betriebe ein notwendiger Kompromiss, heißt es auf dem Informationsportal Ökolandbau.
Hornkühe nur bei Demeter
Nur der Bioverband Demeter schreibt seinen Mitgliedern vor, dass die Tiere Hörner tragen müssen. Er verbietet als einziger Bioverband das Enthornen von Kälbern. Auch eine Zucht auf genetische Hornlosigkeit sei ausgeschlossen, heißt es auf der Demeter-Internetseite. Da sich die Hornlos-Zucht immer mehr durchsetzt, seien Kühe mit Hörnern mittlerweile vom Aussterben bedroht, erklärt Demeter.
„Hörner sind ein eigenes Organ bei den Rindern. Die sind ganz intensiv durchblutet. Am Horn kann man auch wahrnehmen, wann ein Tier erkrankt. Also wenn das Horn kühl wird oder kalt wird, dann merkt man am Horn, dass das Tier nicht mehr gesund ist“, erklärt Demeter-Berater Ulrich Mück.
Seiner Ansicht nach sind Hörner für eine Kuh eminent wichtig. Sie geben auch Aufschluss über die Rangstellung in der Herde. Doch der Demeter-Berater gibt auch zu bedenken: „Die Verletzungsgefahr insgesamt durch die Hörnerkühe ist höher als bei Hornlosen, das ist so. Damit muss man sich beschäftigen als Halter von horntragenden Kühen. Deswegen braucht die Haltung von Horntragenden auch mehr Aufmerksamkeit als die Haltung von Hornlosen.“
Da auch die Ställe größer sein müssen, haben Landwirte mit Hornkühen höhere Kosten. Ein Grund von vielen, warum Demeter-Milch vergleichsweise hochpreisig ist. Verbraucherinnen und Verbraucher können durch den Kauf ihrer Produkte mitentscheiden, ob sie Kühe mit oder ohne Hörner wollen. Im Einkaufsverhalten spiegelt sich jedoch keine große Nachfrage nach Milch von Hornkühen wider. Der Anteil der Demeter-Milch im Freistaat liegt im einstelligen Bereich, verglichen mit der gesamten Milcherzeugung in Bayern.