Im Lauf der nächsten Monate könnte El Niño zu Ende gehen. Das Wetterphänomen hatte sich vor knapp einem Jahr entwickelt und vielerorts für Temperaturrekorde zusätzlich zum Klimawandel geführt. Die Weltwetterorganisation (WMO) hat verschiedene Berechnungsmodelle ausgewertet und prognostiziert nun, dass bald das Wetterphänomen La Niña folgen könnte.
Welche Wetter-Auswirkungen verursacht La Niña?
La Niña ist ein Wetterphänomen, das sich hauptsächlich im zentralen und östlichen Pazifik in Äquatornähe entwickelt. Dort kühlen die Meeresoberflächentemperaturen großflächig ab. Dabei verändern sich u.a. Winde und Niederschläge. Besonders zu Beginn müssten der äußerste Norden Südamerikas, Mittelamerika, die Karibik und Teile Ostafrikas mit überdurchschnittlich viel Regen rechnen, wenn die Prognose eintrifft. Diese Auswirkungen sind in den Tropen und Subtropen deutlicher als in Europa. Üblicherweise dauert La Niña zwischen fünf Monaten und einem Jahr.
Die Wahrscheinlichkeit von La Niña steigt in den kommenden Monaten
Die Weltwetterorganisation (WMO) teilt die Wahrscheinlichkeit, mit der La Niña starten könnte, in drei Stufen ein. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent könnten im Zeitraum von Juni bis August entweder neutrale Wetterbedingungen herrschen oder der Übergang zu La Niña starten. Zwischen Juli und September würde dann die Wahrscheinlichkeit auf 60 Prozent, von August bis November auf 70 Prozent steigen. Prof. Andreas Fink vom Karlsruher Institut für Meteorologie und Klimaforschung: „Die Berechnungen beruhen auf vielen statistischen Verfahren und komplexen Vorhersagemodellen, die die Entwicklung des Atmosphäre-Ozean-Systems auf dem Globus für bis zu neun Monaten vorhersagen. Diese Modelle haben in der Vergangenheit recht verlässliche Ergebnisse sowohl für El-Niño-, als auch für La-Niña-Vorhersagen erzielt. Daher ist mit großer Sicherheit von einem La-Nina-Ereignis in der zweiten Jahreshälfte auszugehen.“
La Niña wirkt sich nicht direkt auf Bayern aus – aber insgesamt könnte es etwas kühler werden
Auf dem Globus führt La Niña generell zu etwas kühleren Verhältnissen. Es gibt aber keine bekannten robusten Auswirkungen auf das Wetter oder die Witterung in Bayern. Andreas Fink: „Insgesamt könnte aber La Niña auch in unserer Region dazu führen, dass die absoluten Wärmerekorde – das Frühjahr 2024 war in Deutschland das wärmste seit 1881 – etwas weniger wahrscheinlich werden.“
Falls El Niño wirklich von La Niña abgelöst werden sollte, dann bedeutet das allerdings keine Pause für den Klimawandel. Denn beide sind naturgegebene Wetterphänomene im Gegensatz zum Klimawandel. Der wird durch Treibhausgase verursacht, die die Atmosphäre immer mehr aufheizen.
Seit knapp einem Jahr hat El Niño die Meeresströmungen verändert
Das Phänomen El Niño beeinflusst das Wetter auf der ganzen Welt seit Juni 2023 zum wiederholten Male. Es erreichte im Dezember seinen Höhepunkt und war eines der fünf stärksten je registrierten Exemplare, so die WMO. Generell wirkt sich El Niño am stärksten auf südamerikanische Länder wie Kolumbien oder Peru aus. Es sorgt für Hitze und Verwüstung, weil es die Bedingungen in Atmosphäre und Ozean umdreht: Das Wasser im Westpazifik kühlt ab und drängt warmes Wasser vor die Küste Südamerikas. Aber auch der milde Winter in Deutschland soll laut Wetter-Experten teilweise eine Folge der veränderten Meeresströmungen sein.