Gründe für die Frühjahrsmüdigkeit – die Ursachen
Eine Ursache für die auftretende Müdigkeit und Antriebslosigkeit bei immer länger werdenden Tagen ist eine Störung des Hormonhaushalts. Insbesondere für die Produktion des Hormons Melatonin spielt die Tageslänge eine Rolle. Das sogenannte Schlafhormon, das unseren Tag-Wach-Rhythmus reguliert und uns müde macht, produziert unser Körper tagsüber nicht. Die Ausschüttung des Hormons, das körpereigen in der Zirbeldrüse produziert wird, beginne erst ein bis drei Stunden vor unserer üblichen Bettgehzeit, erläutert Spitschan. Das heißt: „Je länger der Tag, desto kürzer die Nacht, desto kürzer die Zeit, in der Melatonin produziert wird“, sagt der Forscher. Diese Umstellung macht uns müde.
Was viele Menschen ebenfalls müde machen kann, sind die beim Wetterwechsel im Frühjahr auftretenden Kreislaufprobleme. Grund dafür ist: Die Blutgefäße weiten sich an wärmeren Tagen, nachdem sie sich im Winter verengt haben, um keine Kälte zu verlieren. Durch diese Umstellung sinkt der Blutdruck, was bei manchen Menschen zu Müdigkeit und sogar Schwindel führen kann.
Menschen durchleben Jahresrhythmus
Für Till Roenneberg, Chronobiologe und emeritierter Professor an der LMU, sind aber diese Anpassungsprobleme nicht der einzige Grund für die im Frühjahr bei vielen Menschen auftretende Müdigkeit. „Man muss verstehen, dass wir einen Jahresrhythmus durchleben – in allem: in unserem Essverhalten, unserem Schlafverhalten, wie wir Gefühle verarbeiten. Alles geht einen Jahresrhythmus durch und das liegt vor allen Dingen daran, dass wir lange Nächte und kurze Nächte haben“, sagt er im BR-Interview 2024.
Das Schlafbedürfnis im Winter nehme zu und gleichzeitig seien wir von unserer inneren Uhr „zu spät dran“. „Wir müssen aber, weil die Arbeitswelt ja nicht auf unseren Rhythmus eingeht, gleich in der Früh zur Arbeit. Das heißt: Die meisten kriegen über den Winter hinweg weniger Schlaf als sie eigentlich bräuchten und das führt dazu, dass man am Ende müder ist als sonst“, erklärt Roenneberg. Außerdem gehe er davon aus, obwohl das keine gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis sei, dass „die Umstellung, die in der gesamten Physiologie im Frühjahr da ist, dazu führt, dass man müder ist als sonst“, sagt der erfahrene Chronobiologe.
Tipps – was man gegen Frühjahrsmüdigkeit tun kann
Und was hilft gegen die Frühjahrsmüdigkeit? Till Roenneberg rät: „Das Wichtigste ist: Viel Schlafen und viel ans Tageslicht gehen. Das sind die Mittel, mit denen man die Frühjahrsmüdigkeit bekämpfen kann.“ Mehr könne man nicht dagegen tun, sagt er. Dem Jahresrhythmus nichts entgegenzustellen, sondern durch ihn hindurchzugehen, ist sein Tipp. „Alle biologischen Rhythmen haben ja einen Sinn, dass sie einen vorbereiten für bestimmte Zeiten des Tages oder bestimmte Zeiten des Jahres“, gibt Roenneberg zu bedenken und fügt hinzu: „Schlafen ist eine der wichtigsten Tätigkeiten, die wir bezüglich der Gesundheit im Leben machen können“.