Der Preis der Akademie und der des Ministerpräsidenten werden jeweils mit 300.000 Euro bedacht. Die neu geschaffenen Auszeichnungen sind somit die höchstdotierten Preise für Ingenieurswissenschaften in Deutschland. Sie sollen, so Ministerpräsident Markus Söder (CSU), „Kreativität, Erfindergeist und Innovationskraft sichtbar machen“. Sein Preis soll zudem wieder in Forschung und Lehre reinvestiert werden.
Sichere Kommunikation mit Quanten-Bits
Der diesjährige High-Tech-Preis geht an Immanuel Bloch vom Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching. Er forscht, wie man die Quantenmechanik in der Praxis anwenden kann, etwa für Quantencomputer: „Er soll uns helfen, Probleme aus der Materialwissenschaft, der Chemie zu lösen, da dieser Computer ganz neue Rechenoperationen, ganz neue Formen der Informationsverarbeitung ermöglicht.“ Während in normalen Computern zur selben Zeit nur jeweils eine Ziffer, also die 0 oder die 1 verarbeitet werden können, sind es in Quanten-Computern Qubits. Bei Ihnen können nicht nur entweder die 0 oder die 1, sondern auch beide gleichzeitig verarbeitet werden. Dadurch sind Computer möglich, die um ein Vielfaches mehr Rechenleistung haben als die heute schnellsten Supercomputer. Diese Qubits sind auch in der Informationsübertragung anwendbar. Sie machen diese nicht nur schneller, sondern auch abhör- und fälschungssicher.
1.000-fach schnellerer Mobilfunk
Der ebenfalls verliehene „Pioneer Award“ der Bayerischen Akademie der Wissenschaften geht an den Nachrichtentechniker Gerhard P. Fettweis von der TU Dresden. Er hat Methoden entwickelt, mehr Daten sicherer und energiesparend per Mobilfunk zu übertragen. Zudem arbeitet er an Technologien, wie dem künftigen Standard 6G, die schneller sind als der heute höchste Standard 5G. Manche Forscher postulieren, dass 6G tausendmal schneller ist als 5G und Datenmengen bis zu 1 Terabyte pro Sekunde übertragen kann. Das wäre beispielsweise nützlich für vernetzte, autonome Mobilität. Fettweis‘ Forschung zielt auch darauf ab, den Energiebedarf und somit die Kosten von Funksystemen zu reduzieren. Und zudem die Mobilfunksignale nicht nur zur Kommunikation, sondern auch für Radarsensorik zu nutzen.
Förderung des Nachwuchses
Neben den beiden Hauptpreisen wurden noch ein Nachwuchspreis sowie weitere fünf Preise für Absolventinnen bayerischer Universitäten verliehen. Und zwar für: Forschungen zur mikrobiologischen Sicherheit von Trinkgefäßen aus wiederverwendbarem Kunststoff, zu Verbesserungen von Radarsensoren für selbstfahrende Autos, zur Effizienz der Energiespeicherung und für bessere Motoren für die Elektromobilität sowie zu Bio-Sensoren für die Suche nach Arzneimitteln beispielsweise gegen Alzheimer und Depressionen.
High-Tech Standort Bayern – alles bestens?
Mit den neu geschaffenen High-Tech-Preisen will Markus Söder die Bedeutung von Hochtechnologien für den Standort Bayern hervorheben. Anlässlich der Preisverleihung verweist er auf die „Hightech Agenda Bayern“, mit der 5,5 Milliarden Euro in wegweisende Bereiche investiert werden – in Künstliche Intelligenz, Quantentechnologie, Luft- und Raumfahrt und sogenannte Cleantech, also Techniken, die Energieverbrauch senken und Abfälle verringern. Bayern, so Söder, schaffe „ein einzigartiges innovatives Ökosystem und unterstütze Start-ups mit einer kräftigen Technologieförderung“.
Das mahnt das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut ifo auch an. Denn mit dem Technologie-Standort Bayern steht es laut einem Bericht des ifo von 2024 (externer Link) nicht alles zum Besten. Zwar schneidet Bayern im Vergleich zum Bundesdurchschnitt bei Forschung und Entwicklung sowie Patentanmeldungen überdurchschnittlich gut ab. Aber das konzentriere sich auf die Automobilbranche. Relativ schwach hingegen, so der Bericht, sind die bayerischen Unternehmen gerade bei Dienstleistungen der Informations- und Kommunikationstechnik und bei Programmiertätigkeiten. Hier fordert das ifo mehr Förderung der Forschung.