Elvis, die Beatles, Michael Jackson oder Madonna: Sie alle haben Musikgeschichte geschrieben. Genauer haben die Fans sie Musikgeschichte schreiben lassen, denn ohne Publikum kein Star. Basis dieser Verehrung ist eine besondere Bindung, die ein Fan zu seinem Star spürt, auch wenn er oder sie in Wirklichkeit unerreichbar weit weg ist.
Psychologische Studien zeigen: Fans treibt die Fantasie an, in Träumen enttäuschen eigene Idole nie. Dazu kommt heute die ständige Online-Präsenz vieler Stars. Chats, ständig neue Videos und Fotos erzeugen beim Fan den Eindruck, persönlich nah dran zu sein, im Austausch, auf Augenhöhe.
Super-Star-Formel: Patentrezept für Superstars noch unbekannt
Heute werden Stars in der Regel von Managerinnen, Produzenten und Plattformbetreibern gemacht. Auch KI-Programme erschaffen inzwischen virtuelle Idole und KI-Stars. „Wesentlich für den Erfolg ist der Faktor Image“, sagt der Professor für Systemische Musikwissenschaft an der Universität Kassel, Jan Hemming. „Image“ kann Aspekte beinhalten wie politisches Verhalten, Aussehen, Geschlecht und dergleichen mehr.
Allerdings ist die Frage offen: Wie wird man topsicher ein Superstar wie Taylor Swift, Lady Gaga oder Ed Sheeran? Musikwissenschaft, Psychologie und Musikindustrie haben bislang die eine Super-Star-Formel noch nicht gefunden. Fanforschende vermuten, die Antwort liegt vielleicht einfach am sogenannten „gewissen Etwas“ und am Ende dann auch darin, zur passenden Zeit am richtigen Ort zu sein.
Die Fan-Liebe kann für die Ewigkeit sein
Die Fankultur verändert sich stetig. Lange galt Fantum als typisches Phänomen der Teenagerzeit. Heute kennt die Wissenschaft Fanbeziehungen, die über Jahrzehnte anhalten. Ariana Grande, Justin Bieber und Co. sind da nicht mehr nur erste heimliche Fan-Liebe, sondern werden zu Politikberatern, Life Coaches und Ratgeberinnen in allen Lebenslagen. Schlagworte wie Taylor Swifts „Gender Empowerment“ übernehmen die Fans und machen sie zu ihrem eigenen Motto.
Laut Erhebungen verlieben sich Fans – egal wann im Leben – zu 80 bis 90 Prozent auf den ersten Blick. Ob sie sich dabei zunächst in die Musik verhören und dann in den Star vergucken, oder in die Interpretin verschauen und anschließend in ihre Kunst versenken, ist offen. Studien belegen beide Varianten.
Im Teenageralter sind Stars Rollenmodelle, die helfen, eine eigene Identität herauszubilden. Sie rebellieren gegen das Althergebrachte an. Manche kämpfen dabei mit Pauken und Trompeten. Andere mit leisen Tönen und lyrischen Texten. Wieder andere sind schon tot, aber die Legende lebt – ob Jimi Hendrix, Janis Joplin, Kurt Cobain oder Amy Winehouse.
Für immer mein Fußball-Verein – auch bei Misserfolgen
Altersunabhängiges Fantum, geerbte Fanleidenschaft, Zugehörigkeit, auch wenn das Team dreimal absteigt – das sind Phänomene, die Harald Lange kennt. Er arbeitet an der Universität Würzburg vor allem zum Thema Fankultur im Fußball. Die ist kaum anders gelagert, als wenn es um Popsternchen und Filmstars geht. Im Kern ist es die Bindung an den Verein oder das Fußballidol. Die findet jedoch im Sport nicht so sehr bezogen statt auf eine Person: Pelé, Beckenbauer oder Müller.
„Was über allem steht, ist die Faszination dieses Spiels. Und die wird gespeist aus so einer prinzipiellen Offenheit. Es ist also ein Spiel, wo man als Fan und Zuschauer nicht mitspielt. Aber was genügend Projektionsfläche übriglässt, sodass ich mich hineinversetzen kann und eins werden kann mit diesem Spiel“, sagt Harald Lange, Leiter Fan- und Fußballforschung an der Universität Würzburg.
Fußballfans stehen zu ihrer Mannschaft, fühlen sich als Teil des Teams, ziehen Selbstwert sogar daraus, wenn ihr Verein mal wieder absteigt, denn man schafft das zusammen. Einzelne Stürmerinnengrößen oder Torwarthelden feiert man schon auch, im Zentrum aber ist die Fanliebe zum FC Bayern, zu den Schanzern aus Ingolstadt oder dem FCA.
Ein wesentlicher Grund, weshalb Fußballfans so treu sind, liegt in der Ritualisierung des Profisports. Der Bundesligakalender läuft jedes Jahr gleich ab, Turniere kehren wieder wie Ostern und Weihnachten und die Fangesänge kennt man längst auswendig. Deshalb macht eine Niederlage dann vielleicht auch nicht so viel aus, auch wenn Siegen schöner ist.