Die sogenannte „Identitäre Bewegung“ sorgt derzeit in Bayern durch Flyer-Aktionen an Schulen für Aufsehen. Die Organisation gilt als rechtsextrem und wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Mitglieder der „Identitären Bewegung“ hatten dort ein Banner mit der Aufschrift „Dein Lehrer hasst Deutschland“ aufgehängt und eine Knallattrappe gezündet. Die Polizei schreibt die Aktionen der rechtsextremen Identitären Bewegung zu und ermittelt gegen sie. Nach einer Aktion vor dem Willi-Graf-Gymnasium in München regt sich nun Widerstand.
Plötzlich hängt da ein Transparent
Vergangene Woche in München: Am Zaun des Willi-Graf-Gymnasiums hängt frühmorgens ein Transparent mit der Aufschrift „Dein Lehrer hasst Deutschland“. Kurz darauf ertönt ein lauter Knall – offenbar eine Böller-Attrappe. Die Aktion geht auf das Konto der rechtsextremen Identitären Bewegung. Laut einem Sprecher des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz, wurden in den vergangenen Wochen unter anderem Flugblätter an Schulen in München, Augsburg und Spardorf bei Erlangen verteilt. Auf den Flyern wird suggeriert, dass Deutsche im eigenen Land zur Minderheit würden – ein klassisches Narrativ der Szene. Auch sogenannte „Remigration“, also die Rückführung von Migrantinnen und Migranten, wird propagiert.
Schüler zeigen Haltung
Paul, 17 Jahre alt, saß mit seinem Mitschüler Max (Name wurde von der Redaktion geändert) im Klassenzimmer, als das Transparent aufgehängt wurde. Beide zückten ihre Handys und filmten die Aktion. „Uns war sofort klar, dass das rassistische Propaganda ist“, sagt Paul im Gespräch mit BR24. Später hätten sie sich in der Klasse über das Erlebte ausgetauscht. Dabei sei ihm aufgefallen: Ohne Mitschüler mit Migrationshintergrund „wären wir nur noch vier Leute in der Klasse“. Einige riefen aus dem Fenster lautstark zurück – die Schüler wollten nach eigener Aussage den Identitären ein deutliches Zeichen entgegensetzen, und zwar: „Ihr seid hier nicht willkommen“.
Schule nutzt Vorfall für Aufklärung
Schulleiter Dominik Blanz zeigt sich beeindruckt vom Engagement seiner Schüler: „Ich bin sehr stolz auf die Zivilcourage“, sagt er. Dass die Jugendlichen nicht nur reagierten, sondern auch das Video-Material der Aktion direkt für die Polizei sicherten, sei ein starkes Zeichen. Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat sich inzwischen an die Schule gewandt – mit einem Brief, in dem er seine Anerkennung ausdrückt. An einer Schule mit vielfältiger Schülerschaft wie dem Willi-Graf-Gymnasium sei eine solche Aktion „widerwärtig“, schreibt er. Schulleiter Blanz möchte nach eigener Aussage das Geschehene produktiv verarbeiten und seine Schülerinnen und Schüler für demokratische Werte sensibilisieren.
Verfassungsviertelstunde gegen Rassismus – und mehr
Inzwischen hängt über dem Schulhof ein neues Banner – gestaltet von den Schülern selbst – mit einer klaren Botschaft gegen Rassismus. Die Schule reagierte nach der Flyer-Aktion mit einer ausführlichen Verfassungsviertelstunde für alle Klassen die gezielt genutzt wird um über solche Propaganda Aktionen aufzuklären. Einige Zwölftklässler denken bereits über weitere Aktionen nach – vielleicht eine Demonstration. Schweigen, sagt ein Lehrer, „ist für uns keine Option.“
Reaktion des Kultusministeriums
Das Bayerische Kultusministerium reagierte auf die Vorfälle: „Rechter Hass und Hetze haben an unseren Schulen nichts verloren. Hier gilt null Toleranz“, so Kultusministerin Anna Stolz in einem Statement für BR24. „Wir müssen unsere Kinder stark machen, damit sie gemeinsam mit ihren Lehrkräften entschlossen dagegenhalten.“ Zur Prävention verweist das Ministerium auf Maßnahmen wie die Verfassungsviertelstunde, speziell geschulte Regionalbeauftragte für Demokratie und Toleranz sowie die Lehrerfortbildung auf Extremismus Prävention.