Gesundheitsministerin Gerlach: Arzt-Patienten-Gespräch sollte selbstverständlich sein
Für Bayerns Gesundheitsminister Gerlach sind das alarmierende Werte: „Sexuell übertragbare Infektionen können unbehandelt schwere Folgen haben.“ Umso wichtiger sei es, dass sich Betroffene frühzeitig ärztlichen Rat suchen, so die CSU-Politikerin. „Falsche Scham und Gedankenlosigkeit können uns selbst und andere Menschen gefährden.“
„Nach wie vor ist es leider ein Tabu, über sexuell-übertragbare Krankheiten zu sprechen. Dabei kann man sich und andere schützen, wenn man sich entsprechend informiert“, betont Gerlach. Das Arzt-Patienten-Gespräch über sexuelle Gesundheit sollte ebenso selbstverständlich sein wie das Gespräch über andere gesundheitsbezogene Themen.
Antibiotikaresistenzen erschweren Behandlung von Infektionen
Auch der Präsident der Gesellschaft für Sexuell-übertragbare Infektionen (STI), Norbert Brockmeyer, sieht Handlungsbedarf. „Wir haben ein Problem mit sexuell-übertragbaren Infektionen und es wird stetig größer.“ Der Dermatologe und HIV-Experte weist auch auf die wachsende Zahl an Antibiotikaresistenzen hin. Das gefährde die Behandlung einer ganzen Reihe von sexuell-übertragbaren Infektionen.
Zwar sei die Mehrzahl der zunehmenden Fälle von Syphilis weiter bei jüngeren Männern, die Sex mit Männern hätten, zu verzeichnen, aber der Anstieg bei Älteren nicht zu leugnen. „Viele denken gar nicht mehr daran, dass Sexualität auch im Alter gelebt wird“, sagt Brockmeyer und fügt hinzu: „Mein ältester Patient mit einer Syphilis-Infektion war 85 Jahre alt.“ Einmal an Syphilis erkrankt, kann dies aber viele Jahre unentdeckt bleiben. In Heimen etwa werde Sexualität gänzlich negiert, beklagt Brockmeyer.
Geschlechtskrankheiten nicht nur bei Jüngeren ein Thema
Das hat auch damit zu tun, dass ältere Generationen angstfreier und sexuell aktiver seien als früher – auch mit unterschiedlichen Partnerinnen und Partnern. Im Allgemeinen spielten die Möglichkeiten, sich im Netz kennenzulernen, eine große Rolle, aber auch Swinger-Clubs oder verfügbare Potenzmittel.
Hinzu komme, dass die Sorge vor einer ungewollten Schwangerschaft bei Älteren wegfalle und entsprechend seltener Kondome genutzt würden. Und mit besseren Behandlungsmöglichkeiten etwa von HIV und Aids sei zusätzlich eine gewisse Sorglosigkeit eingekehrt.
Gerlach ruft erneut zur HPV-Impfung auf
Gerlach warb anlässlich des Welttags der sexuellen Gesundheit auch für den Kampf gegen krebserregende Humane Papillomviren (HPV): „Die rechtzeitige HPV-Impfung schützt Mädchen und Jungen wirksam und sicher vor verschiedenen durch HPV hervorgerufenen Krebserkrankungen wie beispielsweise Gebärmutterhalskrebs.“
In Bayern seien jedoch weniger als die Hälfte der 15-jährigen Mädchen und nur knapp ein Viertel der 15-jährigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft. Übertragen würden die Viren vor allem beim Geschlechtsverkehr. Die Ständige Impfkommission empfehle die HPV-Impfung für Kinder und Jugendliche ab neun Jahren.
Im Audio: Kalenderblatt – Woher der Name Syphilis kommt