Es tschilpt und zwitschert in den Räumen der „Wildvogelhilfe Roßhart“ in der Gemeinde Edling im Landkreis Rosenheim. In den Vogelvolieren sitzen zum Beispiel junge Amseln auf den Stangen. Nähert sich Patrick Mittermeier mit Pinzette und Futter, sperren die Jungtiere die Schnäbel weit auf. Mittermeier ist Vereinsvorsitzender der „Wildvogelhilfe“ und weiß, wie man Jungvögeln helfen kann – und was man auf keinen Fall tun sollte.
Hochkonjunktur bei ehrenamtlichen Vogelhelfern
Der Wildvogelhilfeverein arbeitet auf Spendenbasis und ist im Umkreis von 50 Kilometern die einzige Anlaufstelle für Vogelfinder im Landkreis Rosenheim. In den Monaten Mai und Juni hat er stets viel zu tun. Dreißig Anrufe am Tag können vorkommen, erzählt Mittermeier. In diesem Jahr habe man sich schon um 230 Vögel gekümmert – sowohl um Jung- als auch um Altvögel. Im vergangenen Jahr seien es über 1.000 Vögel gewesen.
Und bis das Team einen Vogel wieder auswildern kann, könnten schon mal sechs Wochen vergehen. Insgesamt sind bei der „Wildvogelhilfe Roßhart“ sechs Ehrenamtliche und drei Angestellte auf Minijob-Basis beschäftigt. Manche Tiere müssten tatsächlich alle 15 Minuten gefüttert werden – außer nachts natürlich, denn dann finden auch Vogeleltern mal Ruhe.
Tipps für Vogelfinder
Nestlinge, also nackte Vogelbabys, sollten am besten ins Nest zurückgesetzt werden, so der Landesbund für Vogelschutz, kurz LBV. Befiederte Jungvögel könnten kurz aufgenommen und an einen geschützten Ort in der Nähe des Fundortes abgesetzt werden. Dafür dürfe man Jungvögel auch anfassen. Vogeleltern würden bis zu 24 Stunden nach ihren verlorengegangenen Jungen suchen und sie weiter füttern.
Befiederte Jungvögel bräuchten meist keine weitere Hilfe, so der LBV – die sei erst nötig, wenn sie nach zwei bis drei Stunden immer noch nicht von einem Altvogel gefüttert wurden oder äußerlich verletzt sind. Und hier kommen wieder Expertinnen und Experten wie Patrick Mittermeier ins Spiel.
Was man keinesfalls tun sollte
Patrick Mittermeier bittet Vogelfinder inständig kein Wasser zu geben. „Vögel bekommen Flüssigkeit über die Nahrung“, betont er. Wenn man Wasser gebe, könne es in die Lunge geraten; die Vögel könnten daran sterben. Auch Würmer sollte man nicht anbieten, denn nicht nicht jeder Vogel könne Würmer verdauen.
Das Allerwichtigste, so Patrick, sei: Wärme. Entweder man setze das Vogelbaby eben zurück in das Nest oder sorge für ein warmes Ersatznest etwa mit Kirschkernkissen, einer aufgerollten Mütze oder Socke. Und wer einen Vogel in einem Auto zu einem Tierschutzverein transportiere, solle auf alle Fälle die Klimaanlage ausschalten.