Der bislang schwerwiegendste Unfall ereignete sich Ende Januar auf dem Flughafen der südkoreanischen Stadt Busan: Kurz vor dem Start brennt ein Flugzeug. Weil sich der Flieger noch am Boden befindet, können sich alle 176 Insassen retten. Später stellt sich heraus: Eine Powerbank in einem der Gepäckfächer über den Sitzen hatte sich entzündet.
FAA: Ein bis zwei Vorfälle mit erhitzten Akkus pro Woche
Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA meldet (externer Link), dass sich etwa ein bis zwei solcher Vorfälle pro Woche ereignen, also dass sich ein Lithium-Ionen-Akku an Bord eines Flugzeugs extrem erhitzt, raucht oder gar brennt. Das Risiko ist angesichts von Millionen Flügen gering, dennoch mahnen Fachleute zu einem vorsichtigen Umgang mit den Akkus, da solche Vorfälle in der Luft katastrophale Folgen haben können.
Auch in München hat es bereits einen gegeben, so der Brandschutzbeauftragte des dortigen Flughafens Christian Holler: „Eine Besatzung, die gerade den Deboarding-Vorgang abgeschlossen hatte, wartete auf den nächsten, und hat dann gemerkt, dass ein Handy-Akku sich ungewöhnlich aufgebläht hatte. Sie haben den Akku gleich aus dem Flugzeug geworfen und sich dabei die Finger verbrannt.“
Verschärfte Maßnahmen für Flug-Passagiere asiatischer Airlines
Aufgrund des Vorfalls in Busan haben südkoreanische und einzelne asiatische Airlines die Vorschriften für Passagiere verschärft. Laut ADAC dürfen danach Powerbanks etwa nicht mehr während des Fluges ans Handy angeschlossen oder geladen werden. Sie dürfen auch nicht mehr ins Gepäckfach, sondern müssen in Reichweite aufbewahrt werden. Vor Antritt des Fluges sollten sich Reisende über die neuen Bestimmungen informieren.
Das Luftfahrtbundesamt schreibt zur Situation auf Anfrage: „Das Risiko, dass unbeschädigte Akkus einen Brand an Bord eines Flugzeugs auslösen, ist sehr gering. Aufgrund der großen Menge der transportierten Akkus ist ein Restrisiko natürlich nie auszuschließen.“
Hohe Ladekapazität, kompakte Bauweise und Produktionsfehler
Die Ursache der Brände ist dem Luftfahrtbundesamt zufolge die hohe Ladekapazität gepaart mit der sehr kompakten Bauweise der Akkus. Schon kleine Fehler bei der Produktion können diese anfällig für Kurzschlüsse und somit für Überhitzung machen. Um das Risiko an Bord genauer bestimmen zu können, haben zwei Institute der Fraunhofer-Gesellschaft Verrauchungsversuche in einer 80-sitzigen Passagier-Kabine durchgeführt (externer Link).
Die so gewonnenen Daten wurden in Simulationsmodelle gegeben, mit denen berechnet werden kann, wie gefährlich die giftigen Gase im Fall eines rauchenden Lithium-Ionen-Akkus sind, so der Versuchsleiter Victor Norrefeldt: „Wenn Sie ein bisschen weg sind vom rauchenden Akku, ist es nicht beunruhigend. Sie bekommen noch genug frische Luft, um keinen Schaden davon zu nehmen. Ich würde mich jetzt nicht über die Gase drüber hängen und sie inhalieren.“
Verbraucher-Tipps: Gute Pflege – mehr Sicherheit
Alle Fachleute empfehlen: Sobald man bemerkt, dass sich ein Akku aufbläht, stark erhitzt, gar raucht, sollte man sofort die Crew informieren. An Bord gibt es feuerfeste Behälter, in denen der Akku unter Wasser gesetzt werden kann. Das kühlt, löscht effektiv und verhindert, dass die überhitzte Einzel-Zelle im Akku weitere Zellen entzündet. Marie Grote von der Firma Denios, die Sicherheitsbehälter für den Straßentransport von Akkus herstellt, hat zudem konkrete Tipps für den richtigen Umgang mit Akkus:
- beim Kauf auf gut produzierte Ware achten; im Zweifel Billig-Ware meiden
- korrektes Ladegerät verwenden
- bei offensichtlicher Beschädigung nicht weiterverwenden, nicht ins Flugzeug mitnehmen
- Akkus nicht auf Heizungen oder in die Sonne legen oder dort aufladen
Sebastian Schopferer vom Fraunhofer-Institut EMI ergänzt, dass man Akkus, deren Leistung man an Bord nicht benötigt, mit nur etwa 30 Prozent Ladezustand transportiert, also nicht voll auflädt. Zugleich sollte man aber auch eine sogenannte Tiefentladung vermeiden. Die kann passieren, wenn ein Akku längere Zeit unbenutzt ist. Ein erneutes Aufladen kann dann einen Brand auslösen.
Natrium-Ionen-Akkus als sichere Lösung?
Jüngste Meldungen verschiedener Forschungsinstitute in den USA wecken die Hoffnung auf sicherere Energieträger in Zukunft. Natrium-Ionen-Akkus seien demnach weniger riskant. Sebastian Schopferer jedoch dämpft diese Erwartungen: Natrium-Ionen-Akkus hätten vor allem Vorteile, was die Schonung von Ressourcen betrifft, da Natrium häufiger vorkomme als Lithium. Aber ob diese Technik sicherer ist, wird zurzeit erst noch untersucht.