In Australien erlebte die Grippe im Sommer – dort war zu dem Zeitpunkt Winter – Hochsaison. Damals hatte sich bereits eine Grippewelle angekündigt, die nun auf Europa zurollt: Mit über 400.000 laborbestätigten Fällen gab es in Australien einen neuen Grippe-Allzeitrekord. Ein Grund dafür war die sogenannte „Subklade K“, also ein untergeordneter Zweig im Virenstamm des bekannten Grippevirus H3N2.
Besonders Kinder und Jugendliche betroffen
Dieser neue Virus-Subtyp wird von Virologen wie Klaus Überla, Direktor des Virologischen Instituts des Uniklinikums Erlangen und Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO), sehr genau beobachtet: „Diese Variante weicht etwas stärker ab von den in der letzten Saison zirkulierenden Influenzaviren. Deshalb ist man sich nicht ganz sicher, wie gut der Schutz bei den aktuellen Impfungen ist.“
Das Problem: Die derzeit verwendeten Impfstoffe sind nicht auf diesen Subtyp zugeschnitten. In Australien waren besonders Kinder und Jugendliche unter fünfzehn Jahren betroffen: Jede dritte bestätigte Infektion gab es in dieser Altersgruppe. In Deutschland beginnt die Grippewelle gerade erst. Anders sieht es in Großbritannien aus, wo die Saison bereits Ende September – mehr als einen Monat früher als üblich – eingesetzt hat.
Ansteckender als bisherige Influenza-Virenstämme
Erste Studien zum Infektionsgeschehen zeigen, dass der neue Subtyp ansteckender ist als andere Influenza-Virusstämme. Forscher rechnen daher mit einer um rund 20 Prozent erhöhten Fallzahl gegenüber einer durchschnittlichen Grippewelle.
Laut der Virologin Ulrike Protzer von der Technischen Universität München liegt die Ursache dafür in den im Vergleich zu den bisher bekannten H3N2-Virenstämmen relativ starken genetischen Abweichungen der „Subklade K“: „Unsere Immunantwort kann das Virus einfach nicht so gut erkennen und es deshalb auch nicht so gut abwehren.“
Mehr schwere Krankheitsverläufe bei „Subklade K“
Die gute Nachricht lautet: Bislang gibt es keinen Hinweis darauf, dass die „Subklade K“ gefährlicher ist als andere Grippevirenstämme. Dennoch kann es, wie bei allen echten Grippeinfektionen, auch zu schweren Verläufen kommen.
Von denen sind besonders ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen betroffen. Die anstehende Grippewelle kann somit auch zu mehr Infektionen bei Risikopatienten führen.
Grippeimpfung auch jetzt noch sinnvoll
Auch wenn die aktuellen Grippe-Impfstoffe nicht perfekt zu den derzeit zirkulierenden Viren passen, bieten sie laut dem Paul-Ehrlich-Institut, dem Bundesinstitut für Impfstoffe, weiterhin einen gewissen Schutz. Durch die Impfung entstehen nämlich Antikörper, die die Viren wegen des sogenannten immunologischen „Erinnerungseffekts“ trotzdem erkennen, zumindest zum Teil. Eine Impfung ist deshalb auch jetzt noch sinnvoll, besonders, wenn man zu einer der Risikogruppen gehört.
Darunter fallen laut dem Robert-Koch-Institut unter anderem Menschen mit chronischen Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten sowie Schwangere und Personen über 60 Jahre.
Neben dem neuen H3N2-K-Virusstamm hat zu den Rekordzahlen bei den Grippefällen in Australien auch beigetragen, dass sich viele Menschen dort nicht gegen Influenza hatten impfen lassen. (1). Die Auffrischung des empfohlenen Impfschutzes kann aber helfen, in Deutschland Influenza-Rekordzahlen wie in Australien zu vermeiden. Erste Studien aus Großbritannien zeigen, dass die aktuellen Impfstoffe – trotz der neuen Virusvariante – gerade bei Kindern immer noch sehr gut wirken und schwere Verläufe verhindern können.

