Studie: Gebildete Menschen trinken mehr
Die RKI-Studie, für die mehr als 22.000 Erwachsene telefonisch befragt wurden, wie oft und wie viel Alkohol sie trinken, bringt noch weitere Erkenntnisse zutage: Demnach trinken Menschen mit einem höheren Bildungsstand mehr als Menschen, die einer niedrigeren Bildungsschicht angehören. Sollten sie es nicht besser wissen? „Das ist kein typischer Befund für Deutschland, wir sehen das auch in anderen Ländern“, ordnet RKI-Medizinerin Julika Loss ein. Interessant sei aber, dass dieser Zusammenhang nur für Alkohol gilt. Erhöhter Tabakkonsum oder anderes Risiko-Verhalten lasse sich eher mit weniger gebildeten Menschen in Verbindung bringen.
Mehrere Gründe für Alkoholkonsum unter Gebildeten
Der Forscher David Batty und seine Kollegen von der University of Glasgow, die 2008 in einer Studie zu ähnlichen Ergebnissen gekommen sind (externer Link), bieten eine Erklärung an: Gebildete Menschen haben demnach eher erfolgreiche Jobs und dies wiederum erfordere eine Bereitschaft, oft bei geselligem Beisammensein zu trinken. Trunksucht, das zeigt die Studie ebenfalls, ist besonders weit verbreitet unter Frauen in Führungspositionen. Der Machtkampf in einer Männerdomäne, so die Forscher, könnte bei ihnen dazu beitragen, dass häufiger zur Flasche gegriffen wird. Das US-Meinungsforschungsinstitut Gallup hat noch weitere Erklärungen: Menschen mit höherem Bildungsgrad können sich Alkohol schlichtweg eher leisten. Zudem nehmen sie häufiger an Aktivitäten teil, bei denen getrunken wird.
Was muss sich ändern?
Was muss also passieren, damit weniger Menschen sich den gesundheitlichen Risiken von Alkohol aussetzen? Wichtig sei es, die Verantwortung nicht nur auf jeden Einzelnen abzuschieben, sagt RKI-Medizinerin Loss. „Ich finde, auch die Politik ist gefragt, dass wir zum Beispiel Warnhinweise auf Etiketten oder auf Verpackungen drucken, wie wir das vom Tabak her kennen“, schlägt sie vor. Ihrer Ansicht nach sollte man auch darüber nachdenken, Werbung stärker zu regulieren: „Die Alkoholindustrie gibt pro Jahr ungefähr eine halbe Milliarde Euro für Marketing aus.“
Und wie steht die Expertin zum Oktoberfest? „Es ist natürlich schwierig, Dinge zu verteufeln, die kulturell verankert sind“, räumt Loss ein. „Ich denke aber, dass wir als Gesellschaft mal überlegen sollten, wie stark bei uns Dinge wie Gemeinschaft, Geselligkeit und Ausgelassenheit mit dem Konsum von Alkohol verknüpft sind und ob das eigentlich so sein muss.“