Gleich zwei Hiobsbotschaften gab es zum Schulstart für die Augsburger Schulen: Das Haunstetter Hallenbad konnte nicht pünktlich öffnen, weil der Sprungturm marode ist und abgebaut werden muss. In den Stützen sind große Rostlöcher zu sehen. Auch die Öffnung des Lehrschwimmbeckens am Plärrerbad verzögert sich, weil bei der Sanierung einer Treppe aufgefallen ist, dass der Untergrund deutlich feuchter war als ursprünglich angenommen. Der Untergrund muss austrocknen, die Sanierungsarbeiten dauern deshalb länger.
Stadt und Schulen stehen vor Herausforderungen: Von dem geschlossenen Haunstetter Hallenbad etwa sind insgesamt neun Schulen betroffen, fünf davon sind Grundschulen.
Viele Schwimmbäder müssen saniert werden
Probleme mit maroden Schwimmbädern hat in Schwaben nicht nur Augsburg: Obwohl Schwimmunterricht an bayerischen Grundschulen Pflicht ist, können laut der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft weniger als die Hälfte der Kinder in Deutschland sicher schwimmen, wenn sie aus der Grundschule kommen. Das liegt in Schwaben laut des Bezirksvorsitzenden Ralf Bergdolt zentral an der Zahl der Bäder.
Wie viele Hallenbäder für Schwimmunterricht verfügbar sind oder saniert werden müssen, und wie viele Schülerinnen und Schüler wegen fehlender Schwimmbäder nicht unterrichtet werden können, erfasst die Regierung von Schwaben als Aufsichtsbehörde nicht. Sie verweist stattdessen auf die Verantwortung der Gemeinden oder Schulverbände. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft hat Zahlen für Bayern: Sie bezieht sich dabei auf eine Anfrage im Landtag, wonach es im Jahr 2022 in Bayern rund 860 öffentliche Schwimmbäder gab, von denen über die Hälfte sanierungsbedürftig war. Von 2019 bis 2022 wurden demnach 15 Frei- und Hallenbäder in Bayern geschlossen.
„Mit jedem geschlossenen Bad steigt die Zahl der Ertrinkungstoten“
Große Städte in Schwaben wie Augsburg oder Memmingen bemühten sich grundsätzlich um die Sanierung ihrer Bäder, so Bergdolt. Sorge bereitet ihm mit Blick auf die Schwimmfähigkeit von Kindern vor allem die Situation in kleineren Kommunen: Dort sei der Entscheidungsweg sehr lang, weil sie gemeinsam mit mehreren Gemeinden, Gemeinderäten und Schulzweckverbänden eine Lösung erarbeiten müssten. Aber Lösungen müssen her, sagt Bergdolt: „Mit jedem geschlossenen Bad steigt die Zahl der Ertrinkungstoten“, so Bergdolt.
Die Sanierung des Hallenbads in Kaufbeuren etwa sollte schon längst abgeschlossen sein, wird nun aber wohl erst nächstes Jahr zur Hallenbadsaison abgeschlossen sein. Schulklassen können seit der Schließung 2023 nur noch in Freibädern Schwimmen lernen. Dort liege es nicht an der Finanzierung, sondern laut Stadt an verschiedenen Problemen, die während der Sanierungsarbeiten auftauchten und zuletzt auch an Streitereien mit einer Baufirma.
Hallenbad dank Zweckverband
Es gibt aber auch positive Beispiele. Als das Hallenbad in Leipheim saniert werden musste, haben die umliegenden Gemeinden einen Zweckverband gegründet und die Sanierung umgesetzt.
Aktuell werden auch Lösungen für das Hallenbad in Asbach-Bäumenheim im Landkreis Donau-Ries gesucht. Auch dieses ist in die Jahre gekommen und kann in seinem jetzigen Zustand nur noch bis 2028 weiterbetrieben werden, erklärt Bürgermeister Martin Paninka (SPD). Für einen Neubau will Asbach-Bäumenheim mit den umliegenden Kommunen Mertingen und Oberndorf zusammenarbeiten – denn auch deren Grundschulen haben ihre Schwimmkurse dort, sagt Paninka.
Lösungen in Augsburg
Auch in Augsburg hat man im aktuellen Engpass für viele Schulen bereits Lösungen gefunden: Wie das Sportreferat auf Anfrage mitteilt, können bisher vier Schulen vom Haunstetter Hallenbad auf ein anderes ausweichen. Für Schulen, die ihren Schwimmunterricht regulär im Plärrerbad abhalten, würden ebenfalls Lösungen gesucht: So können einige von ihnen nach Informationen des Sportreferats im beheizten Becken des Bärenkeller-Freibads schwimmen, andere städtische Bäder hätten ihre Öffnungszeiten verlängert. In Augsburg soll das Becken am Plärrer Ende Oktober öffnen, das Haunstetter Hallenbad in rund zwei Wochen.