Auch wenn im vergangenen Jahr weltweit etwas mehr Kinder geimpft worden seien, sieht die Weltgesundheitsorganisation WHO ihre Impfziele in weiter Ferne. 2024 hätten jedoch 14,3 Millionen Säuglinge im ersten Lebensjahr keine einzige Impfung erhalten, hieß es bei der Vorstellung des jährlichen Berichts über die Impfraten weltweit von WHO und dem UN-Kinderhilfswerk Unicef.
Das größte Hindernis für umfassenden Impfschutz bei Kindern seien Konflikte sowie die Schwierigkeit, Kinder in sehr abgelegenen Regionen zu erreichen. Die schrumpfenden Hilfsgelder seien „extrem problematisch“, sagte Kate O’Brien, Direktorin der WHO-Impfabteilung.
Kürzungen bei Entwicklungshilfe wirkt sich auf Impfrate aus
Schon im vergangenen Jahr hätten Mittel gefehlt, um arme Länder mit Impfkampagnen zu unterstützen. Die teils drastischen Kürzungen von Entwicklungshilfe in diesem Jahr durch die USA und viele andere Länder dürften verheerende Auswirkungen haben, fürchten WHO und Unicef. Beispielsweise hat die US-Regierung laut Angaben der Nachrichtenagentur AP ihre jährliche Finanzierungshilfe von etwa 400 Millionen Dollar an Südafrika zur HIV-Impfstoffforschung gestoppt. Anfang des Jahres hatte die US-Regierung ihre Gesundheitsbehörde CDC angewiesen, die Zusammenarbeit mit der WHO mit sofortiger Wirkung zu beenden. Der amtierende US-Gesundheitsminister unter der Trump-Administration, Robert Kennedy, gilt als Impfskeptiker.
WHO besorgt über zunehmende Impfskepsis
Die Weltgesundheitsorganisation macht sich insgesamt Sorgen wegen der wachsenden Impfskepsis in der Bevölkerung. „Wir sind extrem besorgt über Fehl- und Desinformation zu Impfungen“, sagte O’Brien. Sie verwies auf die wichtige Rolle von Politikern sowie religiösen oder anderen Leitfiguren, um das Vertrauen in seit Jahrzehnten überwachte und geprüfte Impfstoffe zu stärken, nicht zu schwächen. „In gut 50 Jahren sind 150 Millionen Menschenleben durch Impfstoffe gerettet worden“, sagt Ephrem Lemango von Unicef. Er rief alle Minister auf, deutlich zu machen, dass „Killerkrankheiten“ wie Masern durch Impfungen verhindert werden können.
Das WHO-Regionalbüro Europa und Unicef warnten davor, dass Nachlässigkeiten beim Impfen die kindliche Gesundheit gefährdeten und eine weitere Ausbreitung etwa von Masern und Keuchhusten begünstigten.
Weltweite Impfrate leicht angestiegen
Weltweit sind die Impfraten nach dem Bericht 2024 leicht gestiegen, so die WHO. Rund 85 Prozent der Säuglinge hätten drei Dosen der Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (DTP – P für Pertussis, also Keuchhusten) bekommen. Das waren insgesamt 109.000 Säuglinge. Im Jahr davor sei es marginal weniger gewesen.
Die DTP-Impfung gilt als wichtiger Indikator für die weltweite Durchimpfung. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko/externer Link) für Kinder unter anderem auch Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln, Tetanus, Windpocken, und humane Papillomaviren (HPV). „Impfungen retten Leben, und wenn die Abdeckung sinkt, breiten sich Krankheiten aus“, erklärte Hans Kluge, WHO-Regionaldirektor Europa.
Mit Informationen von dpa