In Bayern gibt es trotz hoher Vorkommen von Sand, Kies und Gips ein Rohstoffproblem. Doch woran liegt das? Auf Baustellen werden Rohstoffe wie Kies, Sand und Schotter dringend benötigt. Doch sie werden zunehmend zur Mangelware.
Das belegt auch der aktuelle Rohstoffreport der bayerischen Industrie- und Handelskammern. „90 Prozent unserer bayerischen Firmen sagen, es gibt echte Probleme, an Rohstoffe heranzukommen und 60 Prozent sagen sogar, in Zukunft wird es noch schwerer werden“, bestätigt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern.
Knappes Material und steigender Bedarf treiben die Preise
Vor allem wird es teurer. Wenn das Material knapp ist, steigen die Preise. In den vergangen vier Jahren verteuerte sich Baukies um 42,1 Prozent, Bausand um 42,5 Prozent. Und für Kalk, wie man ihn zur Herstellung von Zement braucht, müssen die Abnehmer sogar 50,7 Prozent mehr bezahlen.
Erst recht steigen die Preise, wenn der Bedarf höher wird. Und der dürfte bald stärker wachsen, wenn es nach dem Willen der Bundesregierung geht. Schließlich soll der große Bau-Boom kommen: Straßen, Brücken, Infrastruktur.
Engpässe bei Rohstoffen trotz hoher Vorkommen
Doch warum werden so einfache Rohstoffe wie Kies und Sand knapp, obwohl Bayern eigentlich ausreichend davon hat? „Unsere Firmen beschreiben, dass die Rohstoffversorgungssicherheit in Gefahr ist, dass wir heimische Rohstoffe nicht abbauen können, weil die Genehmigungsverfahren und auch die Abbaulizenzen Ewigkeiten dauern“, mahnt Gößl.
Im Steinbruch Markt Einersheim in Unterfranken baut die überregional bekannte Firma Knauf Gips ab. Und fertigt daraus zum Beispiel Gipskartonplatten, wie sie fast jeder zu Hause verbaut hat. Doch der Rohstoff wird immer knapper. Vor allem, seit Deutschland den Kohle-Ausstieg beschlossen hat. Denn bei der Rauchgasentschwefelung von Kohlekraftwerken entsteht Gips als Abfallprodukt – und den können Baustoffhersteller wie Knauf weiterverarbeiten. Doch seit immer mehr Kohlekraftwerke vom Netz gehen, fehlt dieser Rohstofflieferant.
Umstrittenes Gips-Bergwerk in Unterfranken
„Das heißt, ungefähr 40 Prozent unseres Bedarfes bricht weg“, berichtet Daniel Schroeder von Knauf Gips. In der Altertheimer Mulde soll ein großes Bergwerk entstehen. Es soll viele Millionen Tonnen Gips pro Jahr liefern. Doch das Bergwerk ist umstritten. Anwohner und Umweltschützer laufen Sturm dagegen. Sie sehen die Würzburger Trinkwasserversorgung in Gefahr. Schon seit 2017 schwelt der Konflikt zwischen Bergwerksgegnern und Baustoffhersteller.
Recycling als Lösungsansatz
Das Problem mit langen Genehmigungsverfahren kennt auch Josef Obermeier. Er betreibt ein Kieswerk in Zolling bei Freising. Eigentlich gibt es in der Region massenhaft Kies und Sand. Aber es wird immer schwieriger, neue Flächen und damit neue Rohstoffe zu bekommen.
Obermeier hätte eine Lösung für das Rohstoffproblem: Recycling. Mit seiner neuen Anlage könnte er nicht nur Kies, Split und Sand trennen, sondern auch Bauschutt und Bodenaushub aufbereiten. Doch das darf er nicht. Denn dafür braucht es eine andere Genehmigung als für den Kiesabbau. Der Genehmigungsprozess sei gestartet, sagt Obermeier. Er gehe aber davon aus, dass es drei bis fünf Jahre dauere, bis man dann so weit sei.
Langwierige Genehmigungsverfahren
Der Hintergrund: Soll zum Beispiel Bodenaushub getrennt oder Bauschutt recycelt werden, muss das im Flächennutzungsplan stehen. Bis dieser geändert und aufgestellt ist, vergehen Jahre. Und oft gibt es auch noch lange Diskussionen mit Anwohnern, Gemeinderäten oder Behörden. Recycling finde jeder gut, bestätigt Stefan Schmidmeier vom Verein Baustoff Recycling Bayern. Dazu brauche man aber Anlagen und Lkw-Verkehr, „und das will halt keiner haben.“ Bayern braucht also beides: Rohstoffabbau und Recycling. Nur dann stehen für die vielen angekündigten Bauvorhaben überhaupt genügend Rohstoffe zur Verfügung.

