Daisy Nagudi hat keine leichte Zeit hinter sich: Als Journalistin in Uganda hat sie mit ihrer Familie in ständiger Angst gelebt. Darum hat sie für das Münchner Filmfestival „Kino Asyl“ eine Doku ausgewählt, die eindrücklich zeigt, was Reportern in Uganda droht, wenn sie unliebsame Wahrheiten über das Regime ans Licht bringen wollen. Denn es sei wichtig, dass man hierzulande mitbekommt, was in Uganda und mit der Pressefreiheit dort passiere, sagt Nagudi. Die Doku aus dem Jahr 2016 trägt den Titel „Uganda: Der Preis der Wahrheit“. Daisy Nagudi war an dem Film selbst nicht beteiligt, aber er gibt ihre Lebensrealität und die vieler Medienschaffender in Uganda eindrücklich wieder.
Austausch über die eigene Fluchtgeschichte
Und das ist auch das Besondere am Filmfestival „Kino Asyl“: Die Geschichten, die die Filme erzählen, werden angereichert mit den Geschichten derer, die die Filme präsentieren – den Geschichten der Kuratorinnen und Kuratoren, jungen Menschen, die aus verschiedenen Ländern nach Deutschland gekommen sind.
Daisy Nagudi glaubt, dass sich in ihrer Heimat nur etwas ändern kann, wenn bekannt wird, dass die Nachrichten, die nach außen dringen, von der ugandischen Regierung gesteuert werden. Daisy Nagudi hat Uganda schließlich verlassen und in München eine neue Heimat gefunden. Und das verbindet sie mit allen anderen Kuratorinnen und Kuratoren von „Kino Asyl“: Sie alle sind als Geflüchtete nach Bayern gekommen. Im Anschluss an die Filme sprechen sie mit dem Publikum – über den Film, ihr Land und über ihre eigene Fluchtgeschichte.
Vom experimentellen Kurzfilm bis zur Komödie
Anastasia Nizamova aus der Ukraine präsentiert die Doku „Militantropos“: Der Film zeigt leise und subtil, aber in eindrücklichen Bildern, wie der Krieg in ihrer Heimat die Menschen und ihren Alltag verändert. Viele Filmemacher haben dafür verschiedene Orte in der Ukraine bereist und die Wirklichkeit dort dokumentiert. Die düstere Grundstimmung zieht einen von Anfang an in den Bann: „Ich glaube, es ist wichtig für Menschen, die nicht aus der Ukraine sind, das anzuschauen, um ein bisschen mehr den Krieg zu verstehen“, sagt Nizamova. Und auch die Menschen besser zu verstehen, die in diesem ständigen Kriegszustand leben.
Da ist etwa die Nahaufnahme einer Hand im Arbeitshandschuh, die zwischen Trümmern im Staub ein halb zerrissenes Fotoalbum mit Kinderbildern freilegt. Im Anschluss die monumentale Perspektive auf zwei eingestürzte Hochhäuser, zwischen denen die Rettungskräfte, die in den Trümmern nach Überlebenden suchen, ganz verloren wirken.
„Kino Asyl“ bietet neben all der Schwere aber auch Leichtigkeit, z.B. durch die mitreißende Tanz-Doku aus Uganda „Ghetto Kids: No plan B“. Das Programm reicht von experimentellen Kurzfilmen über unterhaltsame Komödien bis zu Musikvideos. Vom Kongo über die Ukraine, von Syrien bis Iran sind zahlreiche Länder vertreten. Anders als bei vielen anderen deutschen Filmfestivals sind junge Menschen mit Fluchterfahrung hier nicht Gegenstand der Auseinandersetzung, sondern sie bestimmen das Programm – um ihre Geschichten erzählen zu können.

