„Blues Blood“, der Titel von Wilkins neuem Album, beweist, es zielt auf Kernerfahrungen der Black Community. Es geht um Blutsverwandtschaft, die den Blues als zentrales musikalisches Gen mitführt. Dazu kommt ein Weltbürgertum, das sich von New York bis Afrika und Asien ausweitet.
Ego in den Dienst der Komposition gestellt
Immer wieder steht auf dem neuen Album die menschliche Stimme im Vordergrund. Erstaunlich für einen wie Wilkins, der in seinen bisherigen Alben durch straight-jazzige Themen auffiel. Aber hier scheint es, als habe er sein instrumentales Ego ganz in den Dienst der Komposition gestellt.
Tatsächlich hatte er in letzter Zeit mit dem Gospel & Blues-Ensemble „The Black Monks“ von Theaster Gates gearbeitet. Eine Erfahrung, die ihn auf dem neuen Album gleich ein ganzes Stimmengewirr auffahren lässt, am prominentesten Cécile McLorin Salvant. Auch sie singt von der Erinnerung an eine geliebte Person, die die Erde bereits verlassen hat.
Wendigster Saxofonist seit Wayne Shorter
Spätestens jetzt mag man begreifen, dass Wilkins, der vielleicht wendigste Saxofonist seit Wayne Shorter, seinen musikalischen Kompass hier klar Richtung Soul und ja sogar Pop ausrichtet. Für Wilkins aber ist wichtig, eine Musik zu machen, die berührt.
Er spricht von Balsam für die Seele, von der heilenden Kraft der Musik, von seiner Berufung, sich um das Erbe der schwarzen Musik zu kümmern. Und so ist es, als lausche man hier in den weiten Äther eines Paarungs- und Erinnerungsschatzes der Black Music, die letztlich keine Stil- und Genregrenzen mehr braucht.