Die Welt steht Kopf, als László Tóth die USA erreicht. Die Freiheitsstatue, Symbol der Hoffnung und Demokratie, richtet ihre Fackel nicht in die Höhe, sondern schräg nach unten. Erst als der müde und ausgezehrte Immigrant im Gedränge des überfüllten Passagierschiffs seinen Blick fokussiert, ist die Ordnung wieder hergestellt, der sichere Hafen von New York City in greifbarer Nähe. Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs liegen hinter dem Holocaust-Überlebenden. Ein neues Leben wartet auf ihn.
Maximal ambitioniertes Gesamtkunstwerk
Viel wurde gesprochen und geschrieben über „Der Brutalist“, dieses allein schon aufgrund seiner Länge von dreieinhalb Stunden monumentale Drama von US-Regisseur Brady Corbet. Wirklich greifen lässt sich diese epische Dekonstruktion des amerikanischen Traums aber nur im Kino. Denn „Der Brutalist“ ist ein Gesamtkunstwerk.
Gefilmt im von Hitchcock bevorzugten Breitwandformat VistaVision. Untermalt von einem Soundtrack, der so minimalistisch wie gewaltig ist. Und versehen mit einer Bildsprache, in der offensichtliche Symbole und kleinste Details der Komplexität der Themen noch mehr Tiefe geben – sei es eine das halbe Bild einnehmende Asphaltstraße, die ins scheinbar gelobte Land führt oder ein verunglückter Gütertransport, der in einer Rauchwolke verschwindet, die KZ-Assoziationen weckt.
Wer diesen faszinierenden, aber nicht immer einfachen Exkurs über Architektur, Design, Kapitalismus, den Horror eines erzwungenen Neuanfangs und das Trauma des Holocaust aufgesogen hat, versteht schnell, warum Corbet und seine Partnerin Mona Fastvold sieben Jahre benötigt haben, um dieses maximal ambitionierte Projekt zu realisieren.