Der Tod von Sherlock Holmes am Reichenbachfall ist eine der dramatischsten und bekanntesten Szenen in der Literaturgeschichte. In „Das letzte Problem“ wird Holmes von seinem Erzfeind, Professor James Moriarty, verfolgt. Moriarty ist der Drahtzieher der Londoner Unterwelt und ein kriminelles Genie. Und er sieht Holmes als die einzige Bedrohung für seine kriminellen Machenschaften. Holmes und sein treuer Freund Dr. John Watson reisen in die Schweiz, um Moriarty zu entkommen. Doch am Reichenbachfall, einem imposanten Wasserfall in den Schweizer Alpen, kommt es zum finalen Showdown. Watson wird nicht direkt Zeuge des Tods von Sherlock Holmes, aber findet im Nachgang einen Abschiedsbrief.
Die Geschichte wurde erstmals in der Dezemberausgabe des Magazins „The Strand“ veröffentlicht und sollte das Ende des Meisterdetektivs besiegeln. Sir Arthur Conan Doyle, der Schöpfer des berühmten Detektivs, hatte sich 1893 entschieden, Holmes in der Kurzgeschichte „Das letzte Problem“ sterben zu lassen. Er war seiner Figur schon sieben Jahre nach Erfindung überdrüssig geworden.
Doch Sherlock war damals schon für einige Fans unverzichtbar geworden, der Aufschrei der Sherlockianer war riesig – und Doyle gab dem öffentlichen Druck nach und ließ Sherlock wieder auferstehen.
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Sherlocks Anfänge bei einem Dinner
Dabei war der Anfang eher holprig gewesen: Als Sir Arthur Conan Doyle 1887 in einem Weihnachtsalmanach seine Erzählung „A Study in Scarlet“ („Eine Studie in Scharlachrot“) veröffentlichte, passierte zunächst nicht viel. Doyle, damals noch Arzt, wandte sich danach anderen literarischen Stoffen zu, und ließ seine erfundene Figur Sherlock Holmes ruhen – bis sich zwei Jahre nach Erscheinen ein US-amerikanischer Verleger bei ihm meldete. Er wollte mehr Sherlock-Stoff von ihm.
Es kam zu einem legendären Business-Dinner, bei dem nicht nur mehr Sherlock Holmes von Doyle bestellt wurde, sondern noch ein anderer Klassiker der Weltliteratur seinen Anfang nahm: Oscar Wilde erhielt den Auftrag, „Das Bildnis des Dorian Gray“ zu schreiben. Mit diesem Dinner begann Sherlocks Siegeszug – berühmt wurden vor allem 56 kurze Episoden, die in Zeitschriften erschienen.
Holmes auf Instagram: „No shit, Sherlock!“
Eines zieht sich bis heute durch alle Sherlock-Adaptionen: Sherlock Holmes sieht und hört mehr als alle anderen, denkt schneller und kombiniert genialer. Er ist die Personifikation des Meisterdetektivs, setzte alle Maßstäbe. Und jeder neue Ermittler, jede neue Ermittlerin, wird von Krimi-Fans wohl immer mit ihm verglichen werden.
Als oberster aller Detektivtypen hat es die fast 140 Jahre alte Figur auch in die TikTok-, Insta-Kanäle und Alltagssprache der Jugendlichen geschafft. Mit „No shit, Sherlock“ wird ironisch kommentiert, wenn andere etwas Offensichtliches ansprechen. „Der Turm von Pisa ist ja schief!“, – „No shit, Sherlock!“. Oder als Harry Potter-Meme: „Der dunkle Lord ist zurück“. Ach, was, auch schon gecheckt? „No shit, Sherlock!“
Ganz anders, nämlich sehr interessiert am Detail, huldigt man dem Briten mit der karierten Deerstalker-Mütze und dem Inverness-Mantel überall auf der Welt in im viktorianischen Stil eingerichteten Pubs – oder auch bei der „Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft“, die sich einmal im Jahr zur Convention trifft und, stilecht gekleidet, Fachfragen zur Rezeption diskutiert oder am Reichenbachfall in der Schweiz einmal jährlich einen Gedenkkranz ablegt.
Sherlock Holmes in Podcasts und Filmen
Allein der Name Sherlock garantiert Klicks und Quoten. Seit 13 Jahren wartet die Fangemeinde auf „Sherlock 3“ des Regisseurs Guy Ritchie, dessen Verfilmungen 2009 und 2011 mit Robert Downey Jr. als Sherlock Holmes und Jude Law als Dr. Watson große Erfolge feierten.
Und auf Netflix rangiert die BBC-Serie „Sherlock“ aus dem Jahr 2010 immer noch unter den Top 10. Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch muss darin mit Martin Freeman alias Dr. Watson auch schon mal zwei Fälle parallel lösen, in denen es jeweils um Leben und Tod geht. Die Zeit läuft, die Bombe tickt, das Flugzeug stürzt gleich ab – trotzdem empfängt der Meisterdetektiv auch hier seine Klienten im Wohnzimmer der legendären Baker Street 221b in London, um über den Fall zu reden.
Längst steht nicht mehr fest, dass unter dem Titel „Sherlock Holmes“ nur Männer ermitteln. In der CBS-Serie „Elementary“ ist Sherlock auf Drogenentzug, arbeitet für die New Yorker Polizei und bekommt eine Aufpasserin zur Seite gestellt: die frühere Chirurgin Joan Watson. Ebenfalls auf Netflix zu sehen: Zwei Verfilmungen der Jugendbuchreihe „Enola Holmes“ von Nancy Springer, in der die jüngere Schwester von Sherlock teilweise selbst die Ermittlungen in die Hand nimmt. Holmes-Fan und Autorin Brittany Cavallaro schickt in ihrer Jugendbuchreihe die Ur-Enkelin von Sherlock ins Abenteuer: Charlotte Holmes ermittelt gemeinsam mit Dr. Watsons Urenkel Jamie.
Benedict Cumberbatch als Sherlock Holmes
Die BBC-Serie „Sherlock“ mit Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch und Martin Freeman alias Dr. Watson war im Jahr 2024 in den Top 10 der Netflix-Charts. Überraschend, weil sie bereits fast 15 Jahre alt war. Jünger, moderner und witziger denn je sollte die Serie die Kultfigur in die Gegenwart holen. Sherlock und Watson müssen auch schon mal zwei Fälle parallel lösen, in denen es jeweils um Leben und Tod geht. Die Zeit läuft, die Bombe tickt, das Flugzeug stürzt gleich ab – trotzdem empfängt der Meisterdetektiv auch hier seine Klienten im Wohnzimmer der legendären Baker Street 221b in London, um über den Fall zu reden.