Millionenfach wurde das TikTok-Video von Nicole Kidman gesehen, in dem die Schauspielerin über den roten Teppich läuft und ruft: „We loooove Letterboxd“. Ein Liebesgeständnis an die Filmplattform, die mit ihren 20 Millionen Usern die vermutlich einflussreichste Film-Community der Gegenwart zusammenbringt – und aus der internationalen Filmkultur nicht mehr wegzudenken ist.
Ob als digitales Tagebuch für die Filme, die man zuletzt gesehen hat, als Fundgrube für neue Empfehlungen oder als Bühne für bissige Rezensionen: Letterboxd verbindet die Faszination fürs Kino mit der Dynamik sozialer Medien. Und prägt zunehmend mit, wie über Filme gedacht, gesprochen und diskutiert wird.
Revolution der Filmkritik
Während etablierte Kritiker für ihre Rezensionen in Zeitungen oder Fachmagazinen oft auf Expertise, Stil und cineastisches Vokabular setzen, zählt auf der Letterboxd-Plattform vor allem eins: die eigene Meinung zu einem Film. Und die kann alles sein: ein wütender Rant, ein poetischer Essay oder ein sarkastischer Einzeiler.
Filme werden hier nicht nur bewertet – sie werden durchlebt. Der Film wird zur Projektionsfläche – und Letterboxd zum Ort, an dem diese Auseinandersetzung sichtbar wird.
So entsteht ein völlig neuer Zugang zur Filmkritik: persönlich, subjektiv, oft humorvoll – aber deshalb nicht weniger wertvoll. Im Gegenteil: Die Vielfalt an Perspektiven, die sich auf der Plattform versammelt, bildet einen Gegenentwurf zu den oft elitären Strukturen klassischer Filmrezension. Besonders marginalisierte Stimmen können hier sichtbar werden. Queere Perspektiven, feministische Filmlesarten, antikoloniale Analysen – sie finden hier mehr Raum als im traditionellen Feuilleton. Journalisten und Menschen aus der Filmbranche sind hier aber natürlich auch längst zu finden.
Zweites Film-Leben
Zudem schenkt die Plattform vielen Filmen ein zweites, oft sogar entscheidendes Leben: wie etwa „Barbie“, „Trainspotting“, „Call Me By Your Name“, „Everything Everywhere All at Once“ – um nur einige aufzuzählen. Meme-Formate, virale Listen („Top 10 Filme, bei denen ich innerlich gestorben bin“) und ironische Bewertungen prägen den Diskurs – und beeinflussen mitunter sogar, welche Filme gestreamt oder ins Kino geholt werden.
Für viele Produktionen ist der Letterboxd-Score mittlerweile genauso wichtig wie Kritiken in der Presse. Eine nicht zu unterschätzende Plattform – sowohl für Filmenthusiasten als auch die gesamte Branche.