Während es gerade im Pop immer mehr Solo-KünstlerInnen zu geben scheint, geht Indie-Darling Max Gruber den entgegengesetzten Weg. Gründet zuerst das grandiose, generationenübergreifende Quintett die Benjamins – mit der Hans-A-Plast Frontfrau und Punk-Ikone Annette Benjamin am Mikro. Dann nimmt er ein neues Album zusammen mit Stella Sommer auf, reaktiviert ihr gemeinsames Duo Die Mausis. Und jetzt also Drangsal als Trio.
Wunderbar fluider Pop statt massenkompatiblem Synth-Pop
Schluss mit dem manchmal schon fast etwas belanglosen, vermeintlich massenkompatiblen Synth-Pop vom Vorgängeralbum. Drangsal machen jetzt wunderbar fluiden Pop. Klingen dabei unglaublich opulent, mit Gitarre, Klavier, Orgel und Streichinstrumenten aller Art, plus Querflöte und Saxophon. Drangsal, das ist jetzt, neben Max Gruber, der Bassist und Produzent Lukas Korn, der Drangsal auch schon auf Tour begleitet hat und der jazzaffine Gitarrist Marvin Holley.
Produziert hat das Album wieder Max Rieger, Frontmann von „Die Nerven“ und nach wie vor einer der wichtigsten deutschen Produzenten. Rieger hat schon die ersten beiden Alben von Drangsal produziert und Gruber jetzt beim Bandwerdungsprozess kongenial begleitet. Hat dem Drangsal-Pathos eine neue, mehrdimensionale Ebene verpasst.
Selten klang Ausweglosigkeit so groß und erhaben
Hier geht es immer nur bergab, manchmal rasend schnell, manchmal in traumwandlerischer Zeitlupe. Mal auf deutsch und mal auf englisch. Da wird schnell aus einem Traum ein Trauma, Akkorde sterben und ein Haus geht in Flammen auf. Für Max Gruber bzw. sein unstetes Selbst scheint es keine Rettung zu geben.
Selten klang Ausweglosigkeit so groß und erhaben wie hier. Und auch wenn manchmal die ein oder andere deutschsprachige Band aus den 1990er Jahren als Einfluss durchschimmert, egal, Drangsal haben sich freigeschwommen. „Aus keiner meiner Brücken die in Asche liegen ist je ein Phönix emporgestiegen“ ist das beste aller bisherigen Drangsal-Alben. Und vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung für Max Gruber, wenn es gegen Ende heißt: „Es ist so: Man singt und es wird“.