„Wer heute in Sachsen-Anhalt die Bauhaus-Ästhetik ernsthaft als einen Irrweg der Moderne diffamiert, der hat nicht bloß den Anschluss an die Moderne verpasst, der verkennt eine großartige Leistung unserer kulturellen Avantgarde, einen historischen Erfolg deutscher Kreativkultur“, so Bundeskulturstaatsminister Wolfram Weimer in der Haushaltdebatte des Deutschen Bundestages. Das Bauhaus sei eine Weltmarke von Schanghai und Tel Aviv bis Chicago.
AfD: „Fesseln der Vergangenheit“
Damit reagierte Weimer auf die Kritik von AfD-Politikern wie des Landtagsabgeordneten Hans-Thomas Tillschneider, der das Bauhaus als „Irrtum der Moderne“ bezeichnet und von einer „globalistischen Uniformität“ gesprochen hatte (externer Link): „Nur weil das Bauhaus im Nationalsozialismus verfolgt wurde, kann es doch nicht sein, dass es nicht mehr kritisiert werden darf und dass es gewissermaßen sakrosankt ist, unantastbar, das kann doch nicht sein. Wir leben im Hier und Heute und wollen uns diese Fesseln der Vergangenheit nicht mehr anlegen lassen.“
Weimer: „Milieu der Herzlosen“
Wolfram Weimer konterte: „Wer das attackiert, der knüpft direkt an die Verfolgung der Bauhaus-Träger durch die NSDAP an, die Bauhausmeister wie Feininger, Kandinsky, Klee und Schlemmer brutal verfolgten.“ Die Nazis hätten das Bauhaus als „entartet“ diffamiert und die Schöpfer dieses Architekturstils eingekerkert, ermordet oder, wie im Fall von Walter Gropius, ins Exil getrieben: „Wer mithin aus dem Milieu der Herzlosen so gerne von deutschem Stolz redet, dem sage ich: Was deutschen Stolz auch ausmacht, ist stolz auf unser Bauhaus zu sein.“
Er werde daher mit seinen Haushaltsmitteln das Bauhaus „besonders pflegen und sichtbar machen“, kündigte Weimer an: Das Bauhaus habe die „Architektur- und Designgeschichte der Welt verändert“ und das „Symbol der weißen Moderne“ geschaffen.
Umzug von Weimar nach Dessau und Berlin
Das 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete Bauhaus gilt als Wegbereiter eines der wichtigsten Design-Stile des 20. Jahrhunderts („Verzicht auf jegliches Ornament“). 1925 musste die Hochschule wegen massiver Anfeindungen aus dem rechtsextremen Lager nach Dessau in Sachsen-Anhalt umziehen, wo die Stiftung heute ein Museum unterhält, 1932 nach Berlin. Nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten 1933 wurde es nach Repressionen zwangsweise geschlossen. Einzelne prominente Bauhaus-Mitglieder wie Ludwig Mies van der Rohe hatten noch einige Jahre vergeblich versucht, sich bei den Nazis anzubiedern, wofür sie später als „Opportunisten“ kritisiert wurden.