Der Mond könnte zum „achten Kontinent der Erde“ werden, sagen Raumfahrt-Insider. Die anderen sieben Kontinente sind bekanntlich Europa, Afrika, Asien, Australien, Nord- und Südamerika – und die Antarktis. Der von Eis bedeckte Erdteil am Südpol ist eine lebensfeindliche Umgebung. Forschende hatten sich von ihm anfangs nicht viele Erkenntnisse erwartet. Aber es kam anders: Das „ewige Eis“ entpuppte sich als Klimaarchiv. Ähnlich wertvolle Informationen könnte auch der Mond liefern.
Irdisches Erbgut auf dem Mond?
Einer, der gerne zum Mond reisen würde, ist der deutsche Astronaut Alexander Gerst. Er war fast ein Jahr lang im Weltall und hat auf der Internationalen Raumstation ISS wichtige Erfahrungen für eine Mission zum Erdtrabanten gesammelt. Was beim Mond als Erstes ins Auge sticht, sind seine tiefen Krater auf der Oberfläche. Sie stammen von Meteoriten-Einschlägen und vielleicht auch von Felsbrocken, die einst von der Erde auf den Mond geschleudert wurden. Gerst sagte dem BR im Juli 2025 im Interview, dass er deshalb hoffe, auf dem Mond Spuren von gefrorenem irdischen Leben zu finden.
Alte DNA-Spuren von der Erde, die sich eventuell auf dem Mond finden lassen, könnten erzählen, wie erstes Leben auf der Erde entstanden ist. Außerdem ließe sich besser verstehen, welche „Zutaten“ es generell braucht, damit sich Leben entwickeln kann, sagt Alexander Gerst: „Sind wir allein hier oder gibt es noch andere Lebewesen in diesem großen Universum? Wie toll wäre es, das zu wissen! Solche Fragen können uns der Mond und dann auch der Mars eventuell beantworten.“
Was wir von Meteoriten-Einschlägen auf dem Mond lernen können
Auf dem Mond lassen sich auch Meteoriten-Einschläge erforschen. Die gibt es auch auf der Erde: Deutschlands größter Einschlagskrater zeigt sich im Nördlinger Ries mit 25 Kilometern Durchmesser. Solche Ereignisse können sich wiederholen. Deshalb sei es hilfreich, diese Krater auf dem Mond zu untersuchen, sagt Gerst: „Weil wir nur dort das Wissen erlangen können, wie so ein Einschlag genau abläuft, wie hoch das Risiko ist, dass es nochmal passiert, und in welcher Größenordnung das passieren kann.“
Außerdem sollten NASA und ESA über eine Abwehrstation für Meteoriten nachdenken. Die könnte man auf dem Mond installieren: „Wenn wir das jetzt nicht aufbauen, dann ist es zu spät, wenn es so weit ist“, so der Astronaut.
Der Mond soll zum „achten Kontinent“ der Erde werden
Der Mond ist nur drei Tage Flugzeit entfernt. Die erste Artemis-Mission der NASA war 2022 ein Testlauf – unbemannt und vom Boden aus gesteuert. Die zweite Mission ist für 2026 geplant: Vier Astronauten sollen mit einem Orion-Raumschiff den Mond umrunden. Mitte 2027 soll es dann so weit sein, dass die erste Frau und eine „Person of Color“ den Mond betreten. Das langfristige Ziel ist, dass Astronauten den „achten Kontinent“ dauerhaft bewohnen und erforschen. Außerdem soll der Mond als Zwischenstation in Richtung Mars dienen.
Welche Europäer beim Flug zum Mond dabei sein werden, entscheidet der Generalsekretär der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Josef Aschbacher: „Da ist mehr dahinter, als jemanden auf den Mond zu schicken und einen Fußabdruck zu hinterlassen. Es geht vielmehr um den Aufbau einer zukunftsträchtigen Technologie und Wirtschaft. Das hat Amerika sehr gut gezeigt und Europa könnte das auch, wenn wir die entsprechenden Entscheidungen treffen.“
Das Mond-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen ist eingebunden
Bis 2027 soll im bayerischen Oberpfaffenhofen das europäische Mond-Kontrollzentrum in Betrieb gehen. Es wird das NASA-Zentrum in Houston/Texas unterstützen. Weil unklar ist, ob sich die USA unter Präsident Donald Trump weiterhin so aktiv in die Mondforschung einbringen werden, könnten sich für die Europäer wichtige Chancen in der Raumfahrt auftun. Vielleicht auch ganz persönlich für Alexander Gerst: Er will auf dem Mond nach Antworten für die Erde suchen.