Eine bittere, teils polemische Abrechnung mit dem Westen, die der in London lehrende russische Exil-Politologe Wladimir Pastuchow seinen 159.000 Fans vor dem „Kriegsrat“ im Weißen Haus zwischen Donald Trump, Wolodymyr Selenskyj und europäischen Regierungschefs vorlegte [externer Link]: „Das Böse gewinnt, ohne jemanden danach zu fragen, und es gibt keine Möglichkeit, es zu stoppen, ohne Geld und Blut zu investieren, also das Leben unserer Bürger aufs Spiel zu setzen. Das Böse ist bereit, seine Trophäen mit Blut zu bezahlen, das Gute jedoch nicht. Das ist die ganze Wahrheit über diesen Krieg.“
„Man sollte nicht von einem Traum ausgehen“
Trump sage wenigstens „ehrlich“, dass er nicht bereit sei, zugunsten der Ukraine das Leben amerikanischer Soldaten zu riskieren. Die Europäer verstrickten sich dagegen in „leere, schöne Worte“.
Im Übrigen spricht Pastuchow von „psychologischer Deformation“ und einer Fehlwahrnehmung der Realität: „Die Ukraine ist kein Verlierer, sondern ein Gewinner [des Gipfeltreffens in Alaska], wenn man es richtig bewertet. Man sollte nicht von einem Traum ausgehen, sondern vom Abstand zwischen dem Kriegsziel und dem bisher erreichten Ergebnis. Für Russland ist diese Distanz um ein Vielfaches größer als für die Ukraine.“
Der kremlkritische Politologe Anatoli Nesmijan schrieb düster [externer Link] letztlich gehe es Europa entgegen aller Beteuerungen darum, den Krieg fortzusetzen: „Ukrainer und Russen müssen weiterhin sterben, damit sich Europa relativ sicher fühlen kann.“
„Unvollendeter Krieg kehrt immer wieder zurück“
„Die Realität ist viel härter [als allgemein angenommen]“, so auch die Einschätzung des russischen Militärbloggers Roman Aljechin [175.000 Abonnenten, externer Link]. Seine Argumentation: „Die gedemütigte und um Teile ihres Territoriums verkleinerte Ukraine wird zum russenfeindlichsten Staat Europas. Russland wird zwar Gebiete erhalten, aber damit auch eine neue Front, viel länger und tiefgreifender als die bisherige. Das wird nicht nur ein Gewinn sein, sondern auch eine schwere Bürde, sie zu halten, zu festigen, zu schützen – unter Bedingungen von hybridem Druck und anhaltender Feindseligkeit.“
Aljechin zitiert den italienischen Realpolitiker Niccolo Macchiavelli (1469-1527): „Kriege können nicht verhindert werden; man kann sie lediglich zum Vorteil anderer hinauszögern.“ Außerdem verweist er auf den deutschstämmigen russischen Militärtheoretiker Eugen Messner (1891-1974), der sinngemäß schrieb, dass Kriege niemals endeten, solange die Feindbilder in den Köpfen weiterbestünden.