Es surrt wie ein ganzer Bienenschwarm, wenn Christoph Busch seine Drohne startet, um die Rotoren laufen zu lassen. Noch ist es ein Test in einem Labor in Ottobrunn. Doch wenn es nach dem Gründer des Start-ups Maple Aviation und seinen Kunden geht, dann könnte die Drohne schon im kommenden Jahr Medikamente und medizinische Laborproben quer durch München fliegen.
Drohnen fliegen zu Kliniken, Laboren und Apotheken
Konkret geht es um Transporte zwischen dem Krankenhaus Rechts der Isar und der Klinik am Biederstein. Danach sollen Strecken zwischen der Apotheke des Klinikums Ingolstadt und verschiedenen oberbayerischen Krankenhäusern folgen. Bisher erledigen das meistens Taxis oder Kurierdienste auf der Straße. Das ist aber teuer und oft nicht sonderlich zuverlässig, etwa wegen Staus. Dazu kommt: Heute wandern Proben oft durch mehrere Hände und werden zu Fuß durch die langen Gänge eines Krankenhauses getragen. Eine Drohne dagegen könne ihre Transportbox einfach an einem Fenster direkt am Labor oder der Klinik-Apotheke abladen und dann wieder abholen. Das Interesse der Krankenhausbetreiber sei deswegen groß, sagt Christoph Busch. Man habe mehrere Interviews mit Laboren und Krankenhäusern geführt. Und dort sei sofort signalisiert worden, dass es einen Markt für solche Lösungen gebe.
Ringen mit den Regularien
Maple Aviation hat nach eigenen Angaben mit seiner Drohne auch ein Problem gelöst, an dem andere Anbieter bisher scheiterten. Die Firma hat eine europaweite Zulassung für den fliegenden Transport über Land und über dicht besiedelte Städte. Das liegt an den Abmessungen der Drohne: Sie sieht aus wie eine Art abgerundeter Würfel und misst auf jeder Seite weniger als einen Meter. Nach den Regularien der Behörden braucht sie deshalb keine Sondergenehmigungen und keine langwierige Zulassung. Daran war unter anderem Lilium gescheitert. Der insolvente Flugtaxi-Entwickler aus Oberpfaffenhofen hatte es nicht geschafft, sein elektrisches Fluggerät zugelassen zu bekommen, das allerdings deutlich größer als die Transportdrohne von Maple Aviation und zudem für den Transport von Passagieren ausgelegt war. Christoph Busch selbst kennt übrigens beide Seiten. Er war jahrelang als Ingenieur bei Lilium, bevor er sich selbständig machte.
Drohnen im Einsatz gegen Waldbrände
Um eine andere Herausforderung geht es bei einem Entwicklungsprojekt der Hochschule München mit verschiedenen Partnern: Wie kann man ganze Schwärme von Drohnen gegen Waldbrände einsetzen? Steht ein Waldstück in Flammen, dann ist es für Feuerwehren oft gar nicht möglich, auf dem Landweg nah genug an den Brandherd heranzukommen, weil es dort weder Straßen noch Waldwege gibt. Dann bleibt nur Hilfe aus der Luft. Doch heutige – bemannte – Löschhubschrauber haben ihre Nachteile, sagt Professor Alexander Knoll von der Hochschule München. Sie müssen relativ hoch fliegen, um die Piloten vor Rauch, Flammen und manchmal sogar Explosionen zu schützen. Sie benötigen also einen Sicherheitsabstand, der letztlich zielgenaues Löschen erschwert. Bei einem Drohnenschwarm ist das anders, so Knoll: „Die Idee ist, das Risiko für die Besatzungen – wir haben jedes Jahr mehrere Tote bei der Waldbrandbekämpfung – auszuschließen. Und dadurch, dass das unbemannt ist, sind wir auch imstande, ganz neue Taktiken zu entwickeln.“
KI ermöglicht punktgenaues Löschen
Zu diesen neuen Taktiken gehört der Einsatz von künstlicher Intelligenz. Die Drohnen in einem Löschschwarm sollen voneinander lernen. Etwa erkennen, ob eine vorausfliegende Drohne mit ihrem Löschwasser wirklich den Brandherd getroffen hat oder ob die Abwurfstelle korrigiert werden muss. Erste Flugtests mit den in Oberbayern entwickelten Drohnen soll es in diesem Herbst geben. Praktische Löschversuche sollen danach auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr stattfinden.