Naturschutzwächter Stephan Geiner deutet auf eine hohe Pflanze, mit großen Blättern, dicken Stängeln und hübschen hellen Blüten. Auch wenn sie dem Ufer der Isar in Landshut etwas Farbe verleiht – eigentlich hat diese Pflanze hier nichts verloren. Sie ist eine invasive Art. Als Naturschutzwächter hat Stephan Geiner die Aufgabe, die Natur in der Landshuter Innenstadt im Blick zu behalten. Mögliche Probleme meldet er der Naturschutzbehörde. Unter anderem, wenn er Arten entdeckt, die hier eigentlich gar nicht vorkommen sollten.
Stephan Geiner findet aber schon nach ein paar Minuten auf Streife ein Uferstück, das vom Staudenknöterich zugewuchert ist. Der Naturschutzwächter deutet auf die großen Wurzeln. Neben dem Knöterich ist hier kaum eine andere Pflanze zu sehen. „Dort, wo der Knöterich wächst, gibt es kein anderes Pflanzenwachstum“, erklärt er.
Invasive Arten verursachen massive Schäden
Außerdem wurzelt der Staudenknöterich so tief, dass er teilweise sogar Bauwerke beschädigt. Er wird deswegen regelmäßig vom Isarufer entfernt. Doch er kämpft sich immer wieder zurück. Der Staudenknöterich ist eine invasive Art, in Deutschland eigentlich nicht heimisch. In Europa gibt es zahlreiche gebietsfremde Arten, die über verschiedene Wege eingewandert sind.
Die meisten gebietsfremden Arten sind kein Problem für die heimische Natur, die wenigsten gelten als invasiv. Die Bezeichnung „invasiv“ bekommt eine Art erst dann, wenn sie die heimische biologische Vielfalt gefährdet.
Unterschiedliche Wege nach Deutschland
Der Staudenknöterich wurde bereits im 19. Jahrhundert als Zierpflanze aus Asien nach Deutschland gebracht, absichtlich. Andere Arten reisen als blinde Passagiere ein. Zum Beispiel über verunreinigtes Saatgut. Der Biologe Thassilo Franke von der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlung Bayerns warnt deswegen vor Saatgut, bei dem man die Herkunft nicht kennt: „Verunreinigtes Saatgut ist immer eine Eintrittspforte für Arten, die man hier bei uns nicht haben will.“
Meldungen über nicht bestelltes Saatgut aus China haben in den letzten Tagen für Schlagzeilen gesorgt. Immer mehr Menschen finden offenbar Tütchen mit Saatgut in ihren Briefkästen, obwohl sie es gar nicht bestellt haben. Dahinter wird eine Betrugsmasche vermutet. Bernhard Schäfer vom Julius Kühn-Institut warnt vor diesen unbekannten Saatgut-Sendungen. Man solle es auf keinen Fall aussäen. „Auch wenn es vielleicht danach aussieht, dass man eine schöne Überraschung bekommen hat. Diese ‚Überraschung‘ kann gewaltigen Schaden auslösen“, so Bernhard Schäfer. Das sicherste sei es, die Päckchen ungeöffnet im Restmüll zu entsorgen.
Saatgut-Sendungen könnten zur Gefahr werden
Denn einmal eingeschleppt und etabliert, ist es sehr schwer, die Eindringlinge wieder loszuwerden. So wie der Staudenknöterich. Inzwischen ist er so verbreitet, dass er zur Gefahr für heimische Arten wird. Das bereitet dem Naturschutzwächter Stephan Geiner große Sorgen: „Es entsteht eine Armut an Arten. Die Zahl unterschiedlicher Pflanzen wird weniger und daran merkt man, dass die Art tatsächlich halt einen Einfluss hat auf die Vielfalt.“