Yo-Yo Ma zum 70. Geburtstag
Ein Leben im Dienste der Musik
Ein Leben im Dienste der Musik
Nur wenige Klassik-Größen haben die Chance, über ihren eigentlichen Wirkungskreis hinaus bekannt zu werden. Richtige Stars, die auch der Nicht-Klassik-Hörer kennt, bringt die Klassikwelt nur selten hervor, und falls doch, werden sie gern von den Kennern kritisch beäugt. Ausnahmen gibt es aber: Anne-Sophie Mutter, Herbert von Karajan – und Yo-Yo Ma. Der Cellist schafft es seit Jahrzehnten, nicht nur die Kritiker zu begeistern, sondern auch ein breites Publikum anzusprechen – am 7. Oktober feiert er seinen 70. Geburtstag.
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Er gehe nur dann auf die Bühne, wenn er auch etwas zu sagen habe. Dieses Versprechen hat sich Yo-Yo Ma selbst gegeben. Vielleicht ist das das Geheimnis seines Erfolges: die Fähigkeit, sich einerseits für moderne Komponisten zu engagieren und sich dann mit der gleichen Ernsthaftigkeit der amerikanischen Bluegrass-Musik zu widmen – die Bereitschaft, sich einerseits mit Brahms, Beethoven, Bach zu befassen und dann mit dem gleichen Respekt Filmmusik und Cole Porter zu interpretieren.
Yo-Yo Ma spielt nur, wenn er es ernst meint
Egal ob Morricone oder Mozart, ob Strawinsky oder Sting: Yo-Yo Ma nimmt nur dann den Bogen in die Hand, wenn er es ernst meint. „Wir haben doch alle mit der Frage zu kämpfen: Wer sind wir eigentlich und wie passen wir in die Welt? Egal, ob wir nun zwei Jahre alt sind oder 16 oder 90. Und die Antwort darauf ändert sich mit jedem Alter. Musik kann einem dabei helfen, die Unendlichkeit zu entschlüsseln – und uns empathisch zu machen.“
Musik kann einem dabei helfen, die Unendlichkeit zu entschlüsseln – und uns empathisch zu machen.
Yo-Yo Ma, Cellist
Yo-Yo Ma kommt 1955 in Paris zur Welt, als Sohn einer Sopranistin und eines Komponisten. Die Eltern waren in den Dreißigern aus China nach Frankreich zum Musikstudium gekommen. Schnell zeigt sich das Talent des Buben. Das Wunderkind gibt mit sieben Jahren ein Konzert für Präsident Kennedy im Weißen Haus und mit acht Jahren ein Fernsehkonzert mit Leonard Bernstein, geht zum Studieren erst an die Juilliard, dann nach Harvard. Mit 23 gewinnt er den Avery-Fisher-Preis – den ersten in einer ganzen Reihe von Auszeichnungen, Ehrendoktoraten und Grammys.
Weltklasse-Cellist spielt für Barack Obama
Itzhak Perlman und Yo-Yo Ma spielen für Barack Obama | Bildquelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Susan Walsh
Bei der Inauguration von Barack Obama 2009 spielt Ma gemeinsam mit Gabriela Montero, Itzhak Perlman und Klarinettist Anthony McGill vor dem Capitol in Washington ein Werk von Komponist John Williams. Zwei Jahre später erhält er die Presidential Medal of Freedom, die höchste Auszeichnung der USA – gemeinsam übrigens mit Ex-Präsident George Bush und Angela Merkel.
Mit dem BRSO und Mariss Jansons in Japan
So elegant und gleichzeitig nahbar seine Musik ist, so reflektiert und sympathisch, so zugewandt und humorvoll ist auch der Mensch Yo-Yo Ma. Bei einer Japantournee des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons ist Yo-Yo Ma der Solist in Dvoraks Cellokonzert. Nach seinem umjubelten Auftritt in Tokio verschwindet Ma nicht in seinem Hotelzimmer, sondern setzt sich zu den Celli, um als vermeintlicher Orchesterpraktikant die Zweite Sinfonie von Brahms mitzuspielen. „Ich bin noch in der Probezeit, jetzt wird es erst ein Treffen des Vorstandes geben, schließlich ist das ja auch ein gewisses Engagement. Ich fürchte, die Probezeit wird mehrere Jahre dauern.“
Ich denke, mit der Lebenserfahrung wächst man als Mensch.
Yo-Yo Ma
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Yo-Yo Ma wird 70
Richard Strauss: Don Quixote
BR-KLASSIK feiert Yo-Yo Ma
Anlässlich seines 70. Geburtstags am 7. Oktober 2025 widmet BR-KLASSIK dem Cellisten Yo-Yo Ma folgende Sendungen:
Radio: Dienstag, 7. Oktober 2025, 18:03 Uhr: Klassik Stars
TV: Dienstag, 7. Oktober 2025, 00:15 Uhr: Richard Strauss: Don Quixote
Der Weltstar Yo-Yo Ma als einfacher Musiker
2020 spielt Yo-Yo Ma für Corona-Helfer | Bildquelle: Facebook / Yo-Yo Ma
Yo-Yo Ma kennt keinen Standesdünkel, weder seinen Mitmenschen gegenüber noch in seiner Musik. Vielleicht hat er auch deswegen immer noch etwas zu sagen, nach einer Karriere, die mehr als sechs Jahrzehnte umspannt. „Ich denke, mit der Lebenserfahrung wächst man als Mensch. Die verbleibende Lebenszeit wird kürzer, damit werden die Dinge einfacher. Und die Entscheidung wird leichter, was man tun könnte, tun sollte oder einfach gerne tun würde.“
Musik als Brücke zur Welt: Yo-Yo Mas zukünftige Projekte
Durch Musik sich selbst verstehen, die eigene Umwelt, den Anderen – das sei jetzt so wichtig wie nie zuvor. Offenbar hat Yo-Yo Ma noch einiges vor, und weiter Lust darauf, Menschen zu treffen und mit ihnen Musik zu machen. Ob mit einer Dragqueen vor einem schmelzenden Gletscher in Alaska, in einer Höhle in Kentucky mit dem Louisville Symphony Orchestra oder bei der Wiedereröffnung von Notre-Dame in Paris.
Ein Artikel von Jochen Eichner.
Sendung: „Allegro“ am 7. Oktober 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK