Der Bilderrahmen ist mächtig: Mit zwei säulenartigen Pilastern und kunstvoll herausgeschnitzten Schnörkel-Kapitellen, oben ein Architrav, einer Art Tempeldach – das Gold trägt schon eine ordentliche Patina. Gut gealtert, könnte man sagen: Dabei ist dieser Renaissancerahmen um Raffaels Gemälde der Heiligen Familie aus dem 16. Jahrhundert erst ein paar Jahre alt.
In der Münchner Rahmenwerkstatt Pfefferle wurde er geschnitzt, vergoldet und dann in Eigenregie in mehreren Schritten nochmal nachpatiniert, erzählt Andreas Schuhmacher. Er ist der Sammlungsleiter für italienische Malerei bis zum 18. Jahrhundert an der Alten Pinakothek: „Ein guter Rahmen unterstützt das Gemälde eben. Wenn er zu laut ist, zu aufdringlich, wenn er sich selbst zu wichtig nimmt, dann ist der Rahmen falsch für das Bild.“
Sonderausstellung der Alten Pinakothek München
In der kleinen Sonderausstellung „Rahmen machen Bilder“ der Alten Pinakothek sind die Einzelschritte des Rahmenneubaus fotografisch auf einer Stele zu sehen. Mit dieser Intervention eröffnet die Alte Pinakothek den Besuchern einen spannenden Blick, sprichwörtlich hinter die Kulissen der Kunstgeschichte: Die Moden der Bilderrahmen, in die ein Gemälde gekleidet wurde, sie erzählen auch viel über Besitzerwechsel, die Provenienz eines Werks – und teilweise auch die Geschichte eines Museums, das immer dem Zeitgeist unterworfen war – und leider auch wie in München Krieg und Bombardierung. Die Gemälde waren damals in Sicherheit gebracht worden – die Rahmen verbrannten nach einem Bombeneinschlag.
Die Macht der Rahmen
Über den Rahmen für Raffaels Gemälde der Heiligen Familie sagt Sammlungsleiter Schuhmacher: „Es macht es größer, weil wir oben dieses große Gebälk haben, es gibt ihm auch unten Halt durch die Basis, auf der dann die seitlichen Pilaster gründen. Das Bild bekommt dadurch natürlich im wahrsten Sinne des Wortes einen kostbaren Rahmen, der es heraushebt aus der Präsentation.“
Schlichter eingerahmt ist dagegen Giovanni Bellinis „Maria mit Kind in einer Landschaft“. Die Mutter Gottes blickt die Betrachter hier eindringlich an – es entsteht ein intimer Museumsmoment. Der historische Rahmen dafür fand sich im hauseigenen Rahmenarchiv. Ein schlicht geformter sogenannter Plattenrahmen mit punziertem, also dezent zu Ornamenten geprägtem Gold. Und obwohl das Bild bereits einen schönen Rahmen hatte, passte er stilistisch nicht in den Saal in der Alten Pinakothek. „Es ist auch ein Unterschied, ob Sie jetzt ein Werk in einem Privathaus oder in einer solchen Galerie wie hier auf roter Seide präsentieren“, sagt Schuhmacher.
Zu betrachten ist dieser mit weiteren Rahmen und ihren Werken in der kleinen Sonderausstellung „Rahmen machen Bilder“, die ab dem 5. August in der Alten Pinakothek zu sehen ist.