Man kennt es von BLOND, sie knallen uns gerne witzig und schlagfertig, feministische Hymnen vor den Latz. Da hat in früheren Songs schon mal ein gewisser Torsten sein Fett abbekommen. Er stand beispielhaft für alle Bühnentechniker, die Musikerinnen nicht zutrauen, ihr Equipment selbst aufzubauen, nur weil sie Frauen sind auf dem neuen Album „Ich träum doch nur von Liebe“ gehen BLOND wieder mit dem Patriarchat ins Gericht, aber auch mit dem Kommerz-Feminismus.
Female Empowerment
Im „Song Girl Boss“ kritisieren blond, das einem heutzutage alles Mögliche unter Female Empowerment verkauft wird, von Reinigungsgel bis hin zu Klopapier. „Als Thema wollten wir das bearbeiten,“ so die Sängerin Nina Kummer. Wieso verkomme „Feminismus, der eigentlich politische Forderungen beinhaltet“, immer mehr zum „kapitalistischen Etikett“.
Das sei ja eigentlich „ganz interessant, weil man sich ja selber auch erwischt, wie man manchmal denkt. Ach, ich hab doch jetzt hier eine Tasse gekauft. Und da steht Viva la Vulva drauf.“ Dann, so Kummer, fange es eigentlich erst an mit dem politischen Statement und mahnt, man solle sich nicht von der Werbung veräppeln lassen. Denn die wolle ja nur, „dass man kauft.“
Gleichberechtigung ironisch kommentiert
Bassist und Sänger Johann Bohnets macht sich an anderer Stelle über Männer lustig, die sich selbst als Feministen feiern. „Ich setz mich hin beim Pissen, tosender Applaus.“ So wird die Leistung von Männern zum Thema Gleichberechtigung ironisch kommentiert. Blond sind ziemlich gut darin, anzuprangern, was schlecht läuft in der Gesellschaft und das dann in Texte zu packen, bei denen man zwischendrin laut lachen muss.
Vom Unterhaltungswert kommen BLOND damit an die Bremer Punks „Team Scheiße“ ran etwa, auch wenn sie bei ihrer Kritik am Leistungsprinzip die SB-Kassen-Lover im Blick haben. Einkäufe selber scannen, eröffnet laut Blond Möglichkeiten, die manche nutzen sollten.
Eine Band, die „sehr geradeaus ist“
Subtil ist der Song nicht. Mit seinen fetten Ballerbeats. Soll er auch nicht sein. Musikalisch innovativ kann man das neue BLOND-Album jetzt auch nicht nennen. Das ist Indie Rock, der auch mal leise Momente hat und nachdenklich wird. Zum Beispiel, wenn es um alte Freundschaften und schlechtes Gewissen geht.
In der Regel gibt es in jedem Song eine mitreißende Huck, die sich einbrennt und auf Konzerten mitgesungen werden will. Bei BLOND ist die Musik damit eher Mittel zum Zweck. Das kann man schade finden oder sich einfach darüber freuen, dass es BLOND gibt. Eine sympathische, schlaue Band, die Klartext redet auf eine Art, die sehr geraderaus ist.