C – L – O – U – D: Was für ein wunderbar bildlicher Begriff für die gigantischen, aber unsichtbaren Mengen an Daten, die stets irgendwo über unseren Köpfen zu schweben scheinen. Doch der Begriff führt vollkommen in die Irre: Auch digitale Daten brauchen eine physische Infrastruktur. Sie brauchen Räume und Ressourcen, um existieren zu können.
Die aktuelle Ausstellung im Architekturmuseum will Transparenz in die ominöse Wolke bringen – und beginnt ganz vorn: beim ersten Unterseekabel, durch das bereits 1866 zuverlässig Daten zwischen Europa und den USA hin- und herströmten. Heute hat das Unterseekabelnetzwerk gigantische Ausmaße, aber: Man sieht sie nicht. „95 Prozent des globalen Internetverkehrs läuft heute über das Unterseekabelnetzwerk“, erklärt Kurator Damjan Kokalevski.
Der handfeste Unterbau der Netzwelt
Damals wie heute brauchte man kritische Rohstoffe, um den Datenfluss zu ermöglichen. Im 19. Jahrhundert hieß der Wunderstoff Guttapercha: Der Saft des Guttaperchabaums gerinnt beim Trocknen zu einer festen Substanz, die als Ummantelung der Kupferkabel auch dem Salzwasser der Ozeane standhielt. Wenig überraschend: Bis Ende des 19. Jahrhunderts war der Baum aus Malaysia und Borneo nahezu ausgerottet.
Heute werden Unterseekabel mit Kunststoffen ummantelt, kritische Rohstoffe heißen nun Lithium, Zinn, Kupfer, Gold, Kobalt und Nickel. Ihr Abbau hat oft gravierende ökologische Folgen, sagt Damjan Kokalevski: „Die Art und Weise, wie diese Materialien gewonnen werden, zeigt die neokolonialen Beziehungen zwischen den Zentren der Macht – USA, China, Europa – und den Ländern, wo diese Materialien gewonnen werden: Lithium in Chile, Kobalt im Kongo. Und diese Wege der Materialien möchten wir in der Ausstellung präzise darstellen.“
Die Schau beleuchtet etwa den Zinnabbau auf der Insel Bangka in Indonesien. Fast die Hälfte des weltweiten Zinnverbrauchs kommt von dieser einen Insel. Der jahrzehntelange Abbau hat riesige Krater und saure Seen geschaffen, die auslaugte Landschaft sorgt für Überschwemmungen und Dürren.