Schon mit den ersten rasch geschnittenen Sequenzen und Led Zepplins „Whole lotta love“ wird die Richtung vorgegeben: „Drive to survive“. Die Story des neuen Formel-1-Films „F1“ ist simpel, reicht aber aus für das minimale Handlungskonstrukt des zweieinhalb Stunden langen Streifens. Brad Pitt als gealterer Rennfahrer Sonny Hayes, der vor 30 Jahren als vielversprechendste Hoffnung im Cockpit bei der Formel 1 galt. Bis ein katastrophaler Unfall in Monza seine Karriere beendete.
Seitdem ist er als Poker-Hasadeur und Fahrer auf verschiedensten Rennstrecken und Klassen von Daytona bis Mexiko unterwegs. Im VW Bus und mit abgeklärter Lässigkeit. Bis er von seinem alten Rennfahrer Kumpel Ruben, gespielt von Javier Bardem, der mittlerweile Chef eines in die Krise geratenen Rennstalls ist, um Hilfe gebeten wird. Sonny soll das Team als zweiter Fahrer neben dem jungen Stardriver Joshua (Damson Idris), wieder in die Zielkurve bringen. Der Aufsichtsrat des finanzierenden Konzerns droht andernfalls mit Verkauf.
Zuschauer erlebt Rennstrecke aus der Egoperspektive mit
Zur Konstellation alter, weißer Cowboy mit Narben und Tattoos und junger, hipper, schwarzer Fahrer mit jeder Menge Followern kommt noch gendergerecht eine blonde, toughe Technikchefin als „love interest“ hinzu. Die erste Frau in der Formel 1. Sie weiß, dass es nur im Team klappt und Beziehungen im Renngetriebe eher stören.
Auch wenn man überhaupt nicht an Formel 1 interessiert ist und außer den üblichen Schlagzeilen nichts darüber weiß: Der Film macht einfach Spaß. Hier gibt es Bruckheimer-Adrenalin-Kino mit dröhnendem Hans-Zimmer-Soundteppich und Einblicken ins Boxengeschehen, den Techniküberbau dahinter sowie in den strategischen Rennablauf.
Für die Produktion wurde der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton als Koproduzent engagiert, der für die technische Authentizität bei den Rennszenen sorgen sollte. Um die Zuschauer quasi direkt ins Cockpit zu bringen, entwickelte das Filmteam zudem winzige IMAX-zertifizierte Kameras, die an bis zu 15 verschiedenen Positionen an den Rennwagen montiert wurden. Die Bolliden waren umgebaute Formel 2 Racer, die optisch aufgemotzt wurden, um dem typischen Formel-1-Bild zu entsprechen. Man erlebt als Zuschauer im Kino die Rennstrecke und die Haarnadelkurven aus der Egoperspektive hautnah mit.
Brad Pitt saß selbst am Steuer
Im Cockpit saßen nicht nur Stuntfahrer, sondern Brad Pitt drückte auch selbst aufs Gaspedal – und macht überhaupt eine gute Figur als Hauptdarsteller. Er wurde bei den Dreharbeiten – wie das gesamte Team – in die reale Formel-1-Welt eingegliedert. Man hört Max Verstappen im Funk, Lando Norris oder Hamilton stolpern durch Szenen am Boxenstopp und die übliche Zuschauer- und Boxenkulisse der Rennen wurde einfach in den Film integriert. Und weil es natürlich der Dramaturgie obliegt, die Story „Looser wird Gewinner“ nach vorne zu beschleunigen, ist Pitt als Sonny Hayes, der seinen geschundenen Körper im Eisbad beruhigen muss, immer auf Angriff gepolt. Natürlich ist es dabei unrealistischer Unsinn, wenn der 50-Jährige mit Surfercoolness dem Formel-1-Rookie die richtigen Werte und entscheidenden Tipps für Strecke und Leben gibt – aber: geschenkt. „F1“ ist reines, üppiges Blockbuster-Kino.