Die Sprache seiner Kindheit war die Musik, das gemeinsame Volksliedersingen in der vielköpfigen Familie. Ein Erfahrungsschatz, der Josef Brustmann bis heute trägt, wie erzählt: „Ich habe lang mit meinen Geschwistern Musik gemacht, und das war wahnsinnig schön. So ein warmes Nest. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass da noch andere Träume und Sehnsüchte sind. Gerade in der Musik nach Rasanterem, nach was Wilderem, nach Melancholischem auch. Ich habe irgendwie noch andere Felder ausprobieren müssen.“
In den 1990ern wurde Josef Brustmann, der nach dem Musikstudium an der Hochschule zunächst als Lehrer am Gymnasium gearbeitet hatte, Teil der satirischen Volksmusik-Avantgarde. Die Biermösl Blosn und der Jodelwahnsinn – das waren damals sozusagen die Beatles und die Stones eines Traditions-Genres, das diese beiden Trios mit flottem Stubnmusi-Punk und deftigen Texten aufmischten. Vor gut 20 Jahren dann begann Brustmann als Solokabarettist aufzutreten.
Stubnmusi-Punk mit deftigen Texten
Die schnelle Polit-Pointe freilich hat bei Brustmann Seltenheitswert. Sein hinterkünftiger Humor und sein Denken reichen weit übers politische Tagesgeschäft hinaus, drehen sich eher um grundsätzliche Gesellschaftsbeobachtungen. Sein Programm „Das Leben ist kurz – kauf die roten Schuh'“ zum Beispiel ist eine Reflexion über die Frage, was im Leben richtig und was nichtig ist.
Josef Brustmann ist als Kabarettist ein Geschichtenerzähler. Und daher auch ein Geschichtensammler, wie er selber sagt: „Ich bin immer froh, wenn mir jemand was erzählt. Ich sammle das auf wie Splitter, wie ein Kaleidoskop. Und ich bin da richtig süchtig, weil ich nicht einfach aus Entertainment irgendwelche Geschichten aufsammle, sondern weil die für mich dann oft eine tiefere Bedeutung haben und mir das Leben ein bissl erklären.“
Wehmütig, warm und witzig
Josef Brustmann beherrscht viele Instrumente, sein liebstes aber ist die Zither – und die Art, wie er seine Texte schreibt, ist deren Klang verwandt: warm, oft wehmütig, aber nicht ohne Witz. Dieser wunderbare Ton trägt auch sein Buch „Jeder ist wer“, das vor rund einem Jahr erschienen ist. Darin erzählt er aus seinem Leben, vor allem aber aus dem seiner Familie, seiner Vorfahren. Lebensgeschichten, die für den Fortgang der Welt unbedeutend gewesen sein mögen, und doch den ganzen Reichtum menschlichen Daseins auf Erden in sich bergen. Wie eben der Titel es ausdrückt: Jeder ist wer.
„Was mir ganz wichtig war: Ich habe immer das Gefühl gehabt, ich würde gern in einer Sprache schreiben, die meine Eltern als Bauern auch gern gelesen hätten oder verstehen hätten können. Ich habe nicht versucht, etwas besonders Artifizielles zu machen, sondern ich habe immer eigentlich versucht, so was Nüchternes, Trockenes, bissl Angerautes zu haben.“ Dieses Buch in seinem so schlichten wie ergreifenden Sprachduktus dürfte den finalen Anstoß für die Jury gegeben haben, Josef Brustmann mit dem Ernst-Hoferichter-Preis zu würdigen.
Hochverdiente Ehrung
„Es ist das erste Mal, dass ich Staatsgeld bekomme – als Kabarettist, wo man eher so straßenköterisch durch die Gassen und Bühnen läuft: Kommen Leute, dann kriegst Du ein Geld, kommt niemand, kriegst Du kein Geld. Gleichzeitig ist man mit 70 dann gar nicht mehr so begierig oder bedürftig. Ich hab‘ neulich so einen schönen Spruch gehört: Der Verzicht auf Bewunderung macht frei. Also man wird dann auch ein bissl lässig. Aber ich habe mich trotzdem gefreut.“