Der deutsche Historiker und Essayist Karl Schlögel erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Als einer der Ersten habe der Osteuropa-Kenner vor der aggressiven Expansionspolitik Wladimir Putins gewarnt, so die Jury: „Seine Mahnung an uns: Ohne eine freie Ukraine kann es keinen Frieden in Europa geben.“
Kenner des osteuropäischen Raums
Karl Schlögel wurde 1948 in Hawangen im Allgäu geboren. Er studierte in Berlin osteuropäische Geschichte, Philosophie, Soziologie und Slawistik. 1966 reiste er erstmals in die Sowjetunion, 1968 erlebte er den Prager Frühling persönlich, Aufenthalte in Moskau und Leningrad in den 1980er Jahren prägten seine Forschung. 2014 reiste er nach der Besetzung der Krim in die Ukraine.
Mit Werken wie „Terror und Traum“ (2008) oder „Das sowjetische Jahrhundert“ (2017) habe er „Maßstäbe für eine anschauliche, lebendige Geschichtsschreibung gesetzt“, so Börsenvereins-Vorsteherin und Stiftungsrat-Vorsitzende Karin Schmidt-Friderichs.
2013 war Schlögel bereits Laudator beim Friedenspreis
In seinem Werk verbinde Schlögel empirische Geschichtsschreibung mit persönlichen Erfahrungen. „Mit seiner Erzählweise, die Beobachten, Empfinden und Verstehen verbindet, korrigiert er Vorurteile und weckt Neugier“, so Schmidt-Friderichs.
Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert. Sie wird seit 1950 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben, der Berufsorganisation der Verlage und Buchhandlungen. Die feierliche Übergabe findet traditionell zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche statt – in diesem Jahr am 19. Oktober.
Für Schlögel wird es nicht sein erster Auftritt in der Paulskirche sein. Bereits zweimal trat er als Laudator beim Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in Erscheinung. 2009 hielt er die Laudatio auf Claudio Magris, 2013 auf Swetlana Alexijewitsch. Von 2011 bis 2017 war er außerdem Mitglied im Stiftungsrat des Friedenspreises.
Auch Salman Rushdie bekam schon den Friedenspreis
Im vergangenen Jahr war die US-amerikanische Historikerin Anne Applebaum geehrt worden, die in ihrer Dankesrede ebenfalls eindringlich davor warnte, die Unterstützung für die Ukraine einzuschränken.
Im Jahr davor hatte der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie den Friedenspreis erhalten. Gegen ihn hatten Islamisten eine Fatwa ausgerufen, 2022 hatte er einen Anschlag nur knapp überlebt und dabei ein Auge verloren.