Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an László Krasznahorkai aus Ungarn. Das gab die die Königlich-Schwedische Akademie am Mittag in Stockholm bekannt. Der 1954 in der ungarischen Kleinstadt Gyula geborene Schriftsteller und Drehbuchautor ist für seine frühen dystopischen und melancholischen Geschichten bekannt sowie für seine späteren weniger düsteren Romane.
Der 71-Jährige werde „für sein überwältigendes und visionäres Werk geehrt, das inmitten eines apokalyptischen Terrors die Macht der Kunst bekräftigt“, erklärte die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm.
Krasznahorkai sei „ein großer epischer Schriftsteller“ der in der mitteleuropäischen Tradition stehe, die sich von Franz Kafka bis Thomas Bernhard erstrecke „und durch das Absurde und groteske Übertreibungen gekennzeichnet ist“, erklärten die Juroren.
Meditative Romane an verschiedenen Orten der Welt
Mehrere seiner Romane, darunter „Satanstango“ (1985) und „Die Melancholie des Widerstands“ (1989), wurden von Béla Tarr für das Kino verfilmt. Seine späteren Werke sind oft nachdenklich und an den verschiedensten Orten der Welt angesiedelt: Sein Roman „Im Norden ein Berg, im Süden ein See, im Westen Wege, im Osten ein Fluss“ (2003) spielt in einem japanischen Kloster, „Der Gefangene von Urga“ (1993) in der Wüste der Mongolei und in Beijing, „Krieg und Krieg“ (1999) handelt von einer Reise nach New York City, um dort zu sterben.
Krasznahorkai lebt als freier Schriftsteller in Pilisszentlászló in der Nähe von Budapest sowie in Berlin.
Seit Jahren Nobelpreis-Favorit
Etwas mehr als 200 Namen waren dafür nach Auskunft der Akademie diesmal nominiert worden. Wer darunter ist, wird traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten. Im vergangenen Jahr war der Literaturnobelpreis überraschend an die Südkoreanerin Han Kang gegangen. László Krasznahorkai wurde viele Jahre als Favorit für den Literaturnobelpreis gehandelt.
Am Freitag steht der Friedensnobelpreis an
In dieser Woche sind bereits die Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie verkündet worden. Am Freitag ist dann der Friedensnobelpreis dran, der als einziger Nobelpreis in Oslo und nicht in Stockholm vergeben wird. Am kommenden Montag folgt zum Abschluss noch die Kategorie Wirtschaftswissenschaften.
Die Nobelpreise sind diesmal erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie dotiert – umgerechnet entspricht das rund einer Million Euro.
Feierlich überreicht werden die Auszeichnungen wie in jedem Jahr am 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896).
Mit Informationen von dpa und afp.