„Der Bastian“ war mit bis zu 15 Millionen Zuschauern pro Folge in den 1970er Jahren eine der erfolgreichsten Serien der deutschen Fernsehgeschichte überhaupt. Horst Janson spielte einen angehenden Lehrer in München, der vor dem Antritt seiner ersten Stelle noch ein paar Wochen gefühlter Freiheit auskostet. Er verliebt sich in eine junge Ärztin, die er mit seiner unkonventionellen und freundlichen Art zu erobern versucht.
Mit dieser Rolle wurde Janson bekannt – jetzt ist der Schauspieler im Alter von 89 Jahren gestorben. Das bestätigte seine Ehefrau der Deutschen Presse-Agentur.
Der erste Langhaarige im deutschen Fernsehen
„Der Bastian“ wurde in 13 Folgen zu einem Alter Ego des Schauspielers – mit einer Figur, die dem echten Horst Janson glich: ein bisschen rebellisch, aber nicht zu sehr. Den Menschen zugewandt, aber auch kein absoluter Altruist. Viele sprachen Horst Janson bis ins hohe Alter immer wieder auf diese Rolle an. Umstritten waren damals vor allem die langen Haare, die der Schauspieler trug – vor der Kamera und auch privat.
In einem Interview erinnerte sich Janson an diese Zeit: „Langhaarige Leute waren damals im deutschen Fernsehen nicht gerne gesehen. Als ich mich vorstellte, um diese Rolle zu ergattern, hieß es gleich von der Redaktion: Aber die Haare müssen wir schneiden! Und der Regisseur sagte als einziger: Nee, die Haare müssen bleiben so wie sie sind.“
Das TV-Pendant zu Günter Netzer
Horst Janson galt als der erste Langhaarige im deutschen Fernsehen, hieß es immer wieder – er sei mit seiner Mähne das TV-Pendant zu Günter Netzer auf dem Fußballplatz gewesen. „Der Bastian“ muss sich am Ende der Serie der Wirklichkeit in Form einer Anstellung als Grundschullehrer im Bayerischen Wald stellen.
Janson prägte ab 1973 für die folgenden Jahrzehnte immer wieder populäre TV-Serien – vom „Forsthaus Falkenau“ über „Unter weißen Segeln“ bis zu „Sturm der Liebe“. Er spielte Ärzte, Kapitäne und Pfarrer. Eine typische deutsche Fernsehkarriere, die aber immer wieder durch kleine Ausreißer unterbrochen wurde – mal gab er den Old Shatterhand bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg, mal trat er einfach als Horst in der „Sesamstraße“ auf.
Auch als Musiker aktiv
Es gab zwei Horst Jansons. Der eine war der erfolgreiche deutsche Fernsehschauspieler, den wohl jede und jeder kannte, vielleicht nicht unbedingt namentlich, aber dieses schmale Gesicht, das in jungen Jahren mit den langen Haaren etwas Popstarhaftes ausstrahlen konnte, war geläufig.
Gesungen hat er auch: Zusammen mit seiner damaligen Frau, der Schauspielerin Monika Lundi, nahm er 1975 die Schallplatte „Wir wollen es haben“ auf, die deutsche Version des Liedes „Having My Baby“ von Paul Anka.
Filme mit Robert Mitchum und Tony Curtis
Der andere Horst Janson war jener, der an der Seite internationaler Stars wie Robert Mitchum oder Richard Burton auftrat, in „Steiner – Das Eiserne Kreuz, 2. Teil“ – oder 1970 mit Tony Curtis und Charles Bronson in dem Abenteuerfilm „Zwei Kerle aus Granit“ über die Zerschlagung des Osmanischen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg.
Dieser andere Horst Janson ist wenig bekannt. Er hatte nicht das Glück und auch nicht das absolute Verlangen, diese internationale Karriere auszubauen. Es sei auch gar nicht so einfach, in Hollywood Erfolg zu haben, auf ihn hätten sie dort jedenfalls nicht gewartet, so Janson.
Zufrieden bis ins hohe Alter
Horst Janson war glücklich über seine Karriere, verstand sich mit seinem Beruf durchaus als privilegiert – und sagte noch zu seinem 85. Geburtstag: „Ich bin auch sehr zufrieden – als Schauspieler gibt es für jedes Alter gute Rollen.“
Im Video: Nachruf auf Horst Janson