Die Emotionen in „The Bear“ kochen also auch in der neuen Staffel extrem hoch, in der Küche wird häufig geschrien, das durch private Stressfaktoren zusätzlich belastete Nervenkostüm der Figuren ist einsturzgefährdeter als jedes Soufflé. Eine Situation, die im laufenden Küchenbetrieb eines Gourmetrestaurants eigentlich undenkbar ist, sagt Sternekoch Tohru Nakamura, Betreiber des Münchner Restaurants „Schreiberei“. Denn die wichtigste Grundregel in der Spitzengastronomie sei strukturiertes und konzentriertes Arbeiten: „Die meisten stressigen, hitzigen Momente passieren dann, wenn eine Küche auf dem falschen Fuß erwischt wird und man auf eine Situation trifft, auf die man sich nicht vorbereitet hat. Wenn man halt seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Und wir achten extrem darauf, dass wir diese Ruhe und dieses uhrwerkhafte Arbeiten auch kontinuierlich haben, damit wir eben nicht unter Stress kochen.“
Panikattacken und Magenkrämpfe
Präzision und Organisation wird zwar auch in „The Bear“ eingefordert, das Konzept des täglich wechselnden Menüs sorgt jedoch für Überforderung – selbst bei Chefkoch Carmy. Dass der Auslöser seines Perfektionszwangs, der wiederkehrenden Panikattacken und Magenkrämpfe einer seiner Ausbilder war, wird in dieser Staffel deutlicher als zuvor. Die Serie greift damit die mal lauter, mal leiser geäußerte Kritik am harten Umgangston in der Spitzenküche auf. Nakamura meint dazu: „Es ist teilweise überspitzt gezeichnet, aber es ist auch sehr facettenreich dargestellt, wie sich Carmy in den unterschiedlichen Restaurants durchbeißt. Und welche unterschiedlichen Führungsstile und letztendlich auch Lehrstile vorhanden sind – grade wenn’s um die Ausbildung geht.“
Nakamura, der in der Vergangenheit selbst in der Kritik stand, sagt, dass sich in der Branche ein Wandel vollziehe: weg vom rauen Ton, hin zum respektvollen Miteinander. In seinem Restaurant werde dieses Prinzip gelebt. In der erneut brillanten dritten Staffel von „The Bear“ haben die Serienfiguren noch einen weiten Weg vor sich.