Die evangelische Landeskirche in Bayern (ELKB) wird in zehn Jahren voraussichtlich nur noch 1,2 bis 1,5 Millionen Mitglieder haben. Diese Prognose stellte der landeskirchliche Finanzchef Patrick de la Lanne bei der in Amberg tagenden Landessynode vor. Demnach fallen bis 2035 rund 40 Prozent der aktuell noch etwa zwei Millionen Kirchensteuer zahlenden Mitglieder weg. Darum werden auch die finanziellen Mittel entsprechend abnehmen. Die Kirchensteuereinnahmen machen etwa 80 Prozent der gesamten Erträge der bayerischen evangelischen Landeskirche aus.
Neben den finanziellen Mitteln sinkt bis 2035 auch die Zahl der Hauptamtlichen um 40 Prozent. Aktuell arbeiten für die evangelische Kirche in Bayern rund 28.000 Frauen und Männer, für die Diakonie in Bayern mehr als 76.600 Menschen. Es solle geschaut werden, „was noch machbar ist und was leider nicht mehr geht“, kündigte auch Landesbischof Christian Kopp an. Die Aufgabe sei es, Schwerpunkte zu setzen und bestimmte Aufgaben zu streichen. Pauschale Kürzungen von 30 Prozent in allen Arbeitsfeldern, wie etwa in der württembergischen Landeskirche, hingegen seien „brutal“, so Finanzchef Patrick de la Lanne.
Wie arbeiten mit weniger Personal?
Eine Idee, um auch mit deutlich weniger Mitarbeitenden die Arbeit zu stemmen: die Bildung von „multiprofessionellen Teams“, so Personalreferent Stefan Reimers. In jeder Region soll ein mindestens fünfköpfiges Team aus Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Diakonen, Religions- oder Sozialpädagogen und Kirchenmusikern zusammenarbeiten.
Noch sind diese multiprofessionellen Teams ein Konzept zur Diskussion. In den kommenden Tagen beraten die Synodalen darüber. Neben anderen Themen das wichtigste: Über den Haushalt abstimmen. Und beraten, wie künftig gespart werden soll.
Zahlung an Missbrauchsbetroffene nicht mehr gedeckelt
Auf der Synode schon beschlossen wurde die Neuregelung der Zahlungen an Missbrauchsbetroffene in Bayern. Bei allen gemeldeten Fällen von sexualisierter Gewalt übernimmt die bayerische Landeskirche ab 2026 die neuen Richtlinien der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die ELKB „setzt die Vorgaben aus der EKD-Richtlinie eins zu eins um“, sagte Martina Frohmader, Leiterin der Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt.
Das bedeutet konkret, dass auch in der bayerischen Landeskirche Missbrauchsbetroffene eine Pauschale von 15.000 Euro und eine individuelle Zahlung ohne Obergrenze erhalten können. Bisher waren Anerkennungsleistungen für Missbrauchsbetroffene bei 50.000 Euro gedeckelt. Seit 2015 seien für 102 Anträge von betroffenen Personen aus der ELKB und diakonischen Einrichtungen in Bayern knapp 2,5 Millionen Euro ausgezahlt worden, erklärte die Fachstellenleiterin. Darüber hinaus bestehe eine Rücklage von 3,3 Millionen Euro für künftige Zahlungen.
Ziel bei Schutzkonzepten wurde nicht erreicht
Eigentlich sollten bis Ende 2025 in allen rund 1.500 Kirchengemeinden Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt vorliegen. Dieses Ziel wurde nicht erreicht. Derzeit lägen in 475 Gemeinden Schutzkonzepte vor oder seien kurz vor Fertigstellung. Mit den übrigen wolle man einen Zeitplan festlegen.
Außerdem nimmt die Landeskirche geistlichen Missbrauch mehr in den Fokus. Dieser sei „eine Form der emotionalen oder psychischen Gewalt, bei der das Recht auf spirituelle Selbstbestimmung verletzt wird“, heißt es im Zwischenbericht der zuständigen Arbeitsgruppe. Durch Schulungen und Verankerung in der Ausbildung soll Prävention zusätzlich gestärkt werden. Spätestens bei der Herbsttagung 2027 soll, so die Empfehlung, ein Präventionsleitfaden zur Vermeidung von Missbrauch in der geistlichen Begleitung Einzelner und in ordensähnlichen evangelischen Gemeinschaften vorliegen. Noch bis Mittwoch tagen die Synodalen in Amberg.
Mit Informationen von epd

