Vor etwa 30 Jahren startete Disney mit einer neuen Idee einen Versuch: „Das Dschungelbuch“, der Klassiker von 1967, sollte neu verfilmt werden. Mit einem menschlichen Mogli. Das Ergebnis damals war wenig meisterhaft, hielt in der Disney-Chefetage aber niemanden davon ab, weiter in diese Richtung zu denken. Geboren war das Genre der Realverfilmungen.
Neues Filmgenre Realverfilmung: Trend ohne Erfolgsgarantie
Seitdem gab es dutzende Produktionen, die einen solchen Klassiker in die reale Welt geholt haben: „101 Dalmatiner“, „Cinderella“, „Die Schöne und das Biest“, „Mulan“ oder natürlich „Der König der Löwen“, logischerweise ohne echte Menschen, dafür mit Computer-animierten, fotorealistischen Tieren.
Realverfilmungen erleben einen Hype. Und das, obwohl die Umsetzung einer solchen Produktion nicht gezwungenermaßen ein Erfolgsgarant ist. Stattdessen kann es in beide Seiten ausschlagen: vom Kassenschlager zu riesigem Flop.
Top oder Flop?
Aktuell geht die Disney-Verfilmung von „Lilo und Stitch“ als Positivbeispiel voran und sprengt direkt sämtliche Rekorde. Der Neuaufguss mit dem kleinen Alien und seiner Menschenfreundin gilt schon jetzt als der profitabelste Film des Jahres, soll jetzt schon in Deutschland mehr Kinotickets verkauft haben als das Original. In der Produktion günstig, richtet sich das Remake an Kinder und Erwachsene. Und greift dabei auf die Erfolgsformel dieser Sorte von Film zurück: Den Titel kennen zwar alle, aber vor allem die Jungen kennen das 23-jährige Original nicht.
Trotzdem, auch aus dem gleichen Haus gab das Genre schon gewaltige Flops her. Disneys „Schneewittchen“, das ebenfalls dieses Jahr in die Kinos kam, wurde im Netz überzogen von vernichtender Kritik. Und das schon, bevor der Film überhaupt zu sehen war. Denn: eine reale Adaption eines Klassikers bietet auch Angriffsfläche. Sei es, weil die echte Darstellung vom geliebten Original abweicht oder sich die Schauspieler der Realverfilmungen öffentlich politisch zu aktuellen Debatten äußern – wie im Falle von „Schneewittchen“-Darstellerin Rachel Zegler, deren Äußerungen zum Nahost-Konflikt als ein Grund für die schlechten Kinozahlen gedeutet werden.
Universal zieht nach
Für Disney aber kein Grund, die Realverfilmungen herunterzufahren. Die nächsten Produktionen sind schon in der Entwicklung, mit „Vaiana“, „Rapunzel“ oder auch „Bambi“. Und seit dieser Woche läuft eine Neuverfilmung im Kino an: „Drachenzähmen leicht gemacht“ – dieses Mal aber nicht von Disney, sondern von Universal.
Ungewöhnlich hierbei: Das animierte Original ist gerade einmal 15 Jahre jung und wird in der Live Action-Verfilmung 1:1 nochmal aufgeführt. Universal hat viel Geld in die Produktion und ins Marketing gesteckt und will die Marke um die Drachen neu beleben. Ob das Geld allerdings trotz toll geschaffener Drachen und Wikinger-Welt wieder eingespielt wird, wird sich zeigen.