Was macht Moritz Bleibtreu, wenn er nicht mehr weiter weiß? Klar, er ruft seinen Agenten an. Ob der allerdings helfen kann oder überhaupt drangeht, das ist eine andere Frage. Vielleicht ist das Agenturpersonal viel zu verplant – und drückt den Schauspieler schon mal weg.
Der hat gerade die größte Rolle seines Lebens in Aussicht – Hollywood, Christopher Nolan – und eine damit verbundene Botoxbehandlung. Wie soll man da locker bleiben?
Geschäft und Glamour
Es ist ein toxisches Business, dieses Filmgeschäft. Überall falsche Versprechen, oberflächliche Höflichkeiten und Doppelzüngigkeit. Auf dem roten Teppich und vor der Kamera glitzert es, dahinter sitzen die Geschäftsleute und machen Glamour zu Geld. „Alles ist verhandelbar“, lautet das Motto. Der perfekte Stoff für eine Satire, natürlich!
In „Call My Agent Berlin“ nimmt sich die Branche selbst aufs Korn – und trifft mit ihrem Humor durchaus ins Schwarze. Klischees werden aufgegriffen, aber nicht überstrapaziert. Bei allem Spott bleibt auch die Liebe zu Film und Fernsehen immer spürbar. Da wird selbst die knallharte Agentin sentimental: „Wir erleben stärkere Momente im Film, als das Leben uns bieten kann. Und wir sind ein Teil davon, diese Geschichten in das Leben der Menschen zu bringen.“
Lauter bekannte Gesichter
Besonders gut funktioniert die Serie aber vor allem deshalb, weil ständig überall bekannte Gesichter auftauchen. Schauspielerinnen und Schauspieler, die sich selbst mimen: Heike Makatsch, Frederick Lau, Iris Berben, Max von der Groeben, Nilam Farooq, Jürgen Vogel, Katja Riemann und und und … Die Serie zeigt Stars in Situationen, in denen wir sie normalerweise nicht sehen: am Schreibtisch der Agentur, im Aufzug, beim Schönheitschirurgen. Sie spielt so mit dem Image der Promis und der Frage nach Authentizität.
Kein Botox für Moritz Bleibtreu
Dass der vermeintliche Blick hinter die Kulissen dabei ordentlich aufpoliert wird, die Schauspielagentur nicht aussieht wie eine Schauspielagentur, sondern eher wie eine teure Anwaltskanzlei, die Agenten wie Models, mit der entsprechenden Mode, die man übrigens zum Serienstart auf Ebay nachshoppen kann – all das räumen die Serienmacher bereitwillig ein: „Der schöne Schein“ stehe im Mittelpunkt – und mit ihm Intrigen, Rivalitäten und Eitelkeiten.
Der Story kommt all das zu Gute: Die Agentur befindet sich, wie die Filmbranche, im Umbruch, Influencer und soziale Medien werden immer wichtiger, der Chef will trotzdem am klassischen Kino festhalten. Bald bricht ein Machtkampf um sein Erbe los. Eins ist bei aller Aufregung allerdings sicher: Für keine Rolle der Welt lässt sich Moritz Bleibtreu Botox spritzen.
„Call My Agent Berlin“ ist bei Disney+ zu sehen.