Auf den TikTok-Kanälen der großen deutschen Fußballvereine kann man dieser Tage ziemlich ins Stirnrunzeln kommen – zumindest, wenn man im Romance-Seriengeschehen nicht ganz vorne mit dabei ist. Zum Beispiel auf dem Account von Eintracht Frankfurt: „Team Conrad oder Team Jeremiah?“ werden die Spieler dort gefragt. Während zumindest ein paar der Spieler relativ selbstbewusst antworten, fragen andere nur zurück: „Was ist das?“ Beim FC-Bayern-Account sieht man die Spieler beim Jubel über den kürzlich gewonnenen Supercup, versehen mit der Zeile „Wie es sich anfühlt, wenn Conrad ENDLICH die Wahrheit erfährt“. Auch hier fragen einige irritierte User in den Kommentaren, ob jemand bitte erklären könne, was hier los ist.
Auf den Meme-Zug aufgesprungen
Das ist eigentlich schnell erklärt: Diese Woche endet die sehr erfolgreiche US-Romance-Serie „The Summer I Turned Pretty“. Und in diesen letzten Folgen werden die Zuschauer wohl auch erfahren, ob sich Protagonistin Betty bei ihrer Dreiecks-Geschichte für Conrad oder dessen jüngeren Bruder Jeremiah entscheidet. Und wenn man sich als internationale Marke namens FC Bayern irgendwie zeitgemäß und jung darstellen will, springt man natürlich auf den zur Serie gehörenden Meme-Zug auf. Wenn das Nicht-Eingeweihte irritiert, helfen deren zahlreiche Nachfragen im Zweifel sogar, das Video noch viraler zu machen.
Mehr Frauen als Publikum?
Soweit also die übliche Logik der Aufmerksamkeits-Ökonomie. Einen interessanten Aspekt an der ganzen Sache gibt es aber: Auch abseits der Fußball-Romance-Kreuzung fällt auf, dass vermeintliche Männer-Domänen im Sport immer öfter versuchen, eine Verbindung zu Inhalten herzustellen, die als klassisch weiblich gelten. Das wohl prominenteste Beispiel ist die Beziehung von Taylor Swift und Footballer Travis Kelce. Die wurde zwar höchstwahrscheinlich nicht am Reißbrett geplant, hat aber doch einen gigantischen PR-Effekt für das Football-Geschäft: So ist die NFL laut Umfragen bei US-Frauen derzeit beliebter denn je, Kelce wird wiederum medial als neuer Typus Mann gefeiert, der Härte und Softness spielend verbindet. Laut dem Chef der Kansas City Chiefs, Kelces Verein, hätte das Team nun 30 Prozent mehr Fans, vorwiegend Frauen.
Fraglich ist natürlich, ob es den deutschen Fußballvereinen nun tatsächlich hilft, die „The Summer I Turned Pretty“-Welle mitzusurfen und ob allein dadurch bald Tausende Frauen die Stadien füllen. Vielleicht wäre die naheliegendere Lösung ja, seine Frauenmannschaften ein bisschen mehr ins Rampenlicht zu stellen. Aber, um nicht zu weit abzuschweifen, zurück zum Thema: Ob Belly sich nun für Conrad oder Jeremiah wählt, entscheidet sich am 17. September.