Die queere Community ist entsetzt. Insbesondere die Fans der Village People fühlen sich verraten von der Band, nachdem diese bekannt gegeben hat, bei Donald Trumps Amtseinführung zu spielen. Denn für ihre Anhänger stand die Gruppe immer für Vielfalt und Toleranz, während Donald Trump das Gegenteil verkörpert. Diese unerwartete Kehrwende enttäuscht die Fans.
Y.M.C.A. bei Trump-Auftritten? Niemals! Oder doch?
Donald Trump verwendet seit Jahren „Y.M.C.A.“ bei seinen Wahlkampfveranstaltungen. Victor Willis, der 73-jährige Sänger der Village People, der bei Auftritten der Band auch heute noch als Polizist in engen Hosen und kniehohen Stiefeln verkleidet ist, hat sich lange gegen die Nutzung des Songs gewehrt. Er empfand die Nutzung als rufschädigend und drohte Trump sogar mit einer Klage, was die Fanbase der Band immer unterstützte. Doch Donald Trump hörte nicht auf, das Lied zu spielen, es wurde für ihn eine Art Erkennungsmelodie, zu der er sogar eine eigene Tanz-Choreografie kreierte (externer Link), die im Internet viral ging.
Kehrtwende nach Charts-Erfolg
Diese Auftritte trugen dann Ende letzten Jahres dazu bei, dass das Lied nach über 45 Jahren wieder an der Spitze der Billboard Dance/Electronic Charts landete. Offensichtlich war das der Grund, warum sich der Sänger der Village People, Victor Willis, bei Trump für die Verwendung des Liedes plötzlich bedankte (externer Link). Er argumentierte in Facebook-Posts, dass Trump „Y.M.C.A.“ wirklich zu mögen scheine.
Weiter schrieb Willis: „Ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht, die weitere Verwendung meines Songs zu untersagen, wo doch so viele Künstler ihm die Verwendung ihres Materials entzogen haben“. Um am Ende festzustellen, dass er durch die Nutzung des Songs „mehrere Millionen Dollar“ an dem Hit verdienen werde. In einem Versuch, die Fans zu beruhigen, schrieb er noch hinterher: „Wir wissen, dass dies einige von euch nicht glücklich machen wird, aber wir glauben, dass Musik ohne Rücksicht auf Politik gemacht werden sollte.“
Hymne der Schwulenbewegung – ja oder nein?
Für die schwule und queere Gemeinschaft ist das blanker Hohn. Für sie ist die Band mit einer offensichtlichen politischen Idee und Haltung gegründet worden, das queere und schwule Stimmen im Mainstream repräsentieren sollte, ein Trojanisches Pferd, auf dessen Rücken jetzt Donald Trump Rodeo reitet. „Y.M.C.A.“ ist für sie eine „schwule Hymne“. Doch der Sänger der Band besteht darauf, dass das Lied keine „Schwulenhymne“ (externer Link) sei. Wer das behauptet, „schade dem Lied“, sagt er. Weswegen er jetzt angedroht hat, ab Januar 2025 rechtliche Schritte gegen alle Medien einzuleiten, die weiterhin behaupten, dass „Y.M.C.A eine Schwulen-Hymne sei“. Das könnte verrückterweise sogar zu Verwicklungen mit Donald Trump führen, der hatte Y.M.C.A. nämlich bereits 2022 in einem Podcast als die „schwule Nationalhymne“ bezeichnet.
Fünf von sechs Bandmitgliedern waren schwul
Und auch die anderen Originalmitglieder der Village People, sehen das anders als der singende Polizisten-Performer. Der 77-jährige David Hodo, der in den 70er und 80er Jahren den Bauarbeiter spielte, widerspricht dem Sänger und bezeichnet die Village People in einem Interview als eine „Schwulengruppe“. Laut Hodo hatte der offen schwule Erfinder und Komponist der Village People, Jacques Morali, die Band so entwickelt, dass der Mainstream die schwule Kultur feiern sollte. Fünf von sechs Bandmitgliedern waren homosexuell. Und das Lied Y.M.C.A. sollte ein Ausdruck „extravaganter Feiern schwuler Männer im Y.M.C.A. sein“. Eine Reaktion von Willis darauf ist bis jetzt nicht bekannt.