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WirtschaftsRundschau > Nachrichten > Kultur > Was an Kafkas „Prozess“ verlockend ist – auch 100 Jahre später
Kultur

Was an Kafkas „Prozess“ verlockend ist – auch 100 Jahre später

Uta Schröder
Von Uta Schröder
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10 min. Lesezeit
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„Wenn man einer Person deutlich machen müsste, wozu es Literatur gibt, welche Funktion sie erfüllt und wie und wie intensiv Literatur diese Funktion erfüllen kann, dann würde ich einen Kafka-Text zum Lesen geben“, meint Oliver Jahraus. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur und Medien an der LMU in München und hat 2023 bei Reclam das Buch „Franz Kafka“ veröffentlicht.

Inhaltsübersicht
Franz Kafkas „Der Process“: Erfordert Resignationsbereitschaft„Jemand musste Josef K. verläumdet haben…“Komik, Grauen und Sado-Masochismus bei KafkaKafka: Der Process als Hörspiel – nicht aufgelöste Fragestellungen der Moderne

2024 ist Kafka-Jahr: Franz Kafka starb vor 100 Jahren, am 3. Juni 1924. „Der Prozess“ begründete schon 1925 Kafkas Weltruhm. Kafkas Freund Max Brod montierte den Roman aus unvollendeten Textfragmenten, die Kafka in 16 Sammelmappen hinterlassen hatte, ohne dabei eine verbindliche Anordnung festzulegen.

„Es ist das Groteske, das Ungreifbare, mit dem Kafka in diesem Romanfragment spielt“, schreibt Lisa Hestermann. Sie bloggt über Bücher und ist auf Instagram unter @mitkaffeeundkafka zu finden. „Die Szenerie gleicht einem Albtraum. Die Ohnmacht des Individuums, die zunehmende Entfremdung und Ausweglosigkeit sind allgegenwärtig – es sind zeitlose, existenzielle Ängste und Sorgen, die uns noch heute bewegen.“

🎧 Jetzt in der ARD Audiothek hören: Zehn Stunden Hörspiel – Franz Kafka: Der Process

Das 16-teilige BR-Hörspiel von Klaus Buhlert, mit prominenten Stimmen u. a. von Rufus Beck, Corinna Harfouch und Milan Peschel, gibt keine Hör-Reihenfolge vor. Es basiert auf der historisch-kritischen Ausgabe „Der Process“ (mit c), mit sämtlichen Handschriften und Typoskripten (Verlag Stroemfeld/Roter Stern 1997).

Franz Kafkas „Der Process“: Erfordert Resignationsbereitschaft

„Weil die Lust am Text schwindet“, sinke allerdings die Bereitschaft, sich auf literarische Texte einzulassen, meint Oliver Jahraus im Gespräch mit BR24. „Man braucht eine hohe Resignationsbereitschaft, bevor man das ‚Benefit‘ bekommt, einen solchen Roman in seiner schwierigen Konstruktion zu durchschauen und dann auch zu merken, wow, was ist das eigentlich für ein wahnsinniger Erzählgestus.“ Diese Entwicklung würden Kolleginnen und Kollegen und er selbst seit einigen Jahren sorgenvoll beobachten. Er wolle das nicht dem Erstarken der sozialen Medien zuschreiben, „aber eine gewisse Gleichzeitigkeit kann ich schon beobachten“, meint Jahraus.

Dabei stimmt zugleich auch etwas anderes: Kafka wird auch in den sozialen Medien geliked, und von den Usern auch gelesen. „Kafkas Werke sind von drängender Aktualität. Die Themen und Fragen, die er in seinem Schreiben aufgreift, besitzen kein Verfallsdatum, sie sind universell“, schreibt Bloggerin Hestermann. Die über 100 Jahre alten Texte würden die Leserinnen und Leser bis heute nicht loslassen, sie in ihrer Unlösbarkeit und Absurdität umtreiben. „Und nicht selten treffen sie einen wunden Punkt.“ Auch aus ihrer Community gebe es Zuspruch und Interesse: „Ich hätte nicht gedacht, dass Kafka doch von so vielen (jungen) Menschen gelesen wird. Es freut mich, wenn ich Kafka anderen Lesenden näherbringen kann und jemand sich traut, beim Lesen die Komfortzone zu verlassen. Denn, seien wir ehrlich, Kafka ist nicht unbedingt die erste Wahl, wenn man Lust auf ein paar gemütliche Lesestunden hat.“ Auch auf tiktok, spezialisiert auf schnelle Effekte, kurze Videos, finden sich sogenannte Booktoks, die sich mit Kafka beschäftigen.

„Jemand musste Josef K. verläumdet haben…“

Einer der berühmtesten Sätze der Literaturgeschichte stammt aus „Der Process“: „Jemand musste Josef K. verläumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“ Vertreter einer mysteriösen Behörde eröffnen Josef K. an seinem 30. Geburtstag, dass ihm der Prozess gemacht werden solle – seine Realität ist von da an eine neue. Er versucht, die Behörde mit Vernunft von seiner Unschuld zu überzeugen, spielt das Spiel mit, holt sich Hilfe – scheitert aber, wie es das mit „Ende“ betitelte Fragment deutlich macht.

„Der Prozess verlockt in ganz besonderer Weise“, meint Oliver Jahraus. „Denn auf der einen Seite gibt es durchaus so etwas wie eine Sympathie mit dem Helden, mit Josef K. Er steht im Fokus des Erzählers, und dann ist es geradezu unausweichlich, dass man so eine gewisse Sympathie mit ihm hat.“ Aber auf der anderen Seite sei Josef K. in eine Welt eingebettet, die man überhaupt nicht durchschaue. „Und da entsteht ein Spannungsverhältnis: Wie geht Josef K. mit der Anklage um, die gegen ihn erhoben wird? Geht er sinnvoll damit um? Ist es richtig, dass er sich auflehnt, würden wir als Leser und Leserinnen zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt genauso resignieren?“ Wie Josef K. versuche, das Gericht und seinen Prozess zu verstehen, so versuchten die Leserinnen und Leser das ganze Buch zu verstehen.

„Kafka lässt nichts aus, um dieses Spannungsfeld wirklich extrem zu gestalten“, meint Jahraus. „Wir, die Leser und Leserinnen, fragen uns: Was soll das bedeuten? Welche Geschichte wird uns erzählt? Auf der anderen Seite aber werden wir von den Texten immer auch provoziert, weil die einfache Antwort auf diese Frage verweigert wird.“ Und beides zusammen: die Frage „Was soll das bedeuten?“ und die Verweigerung der Antwort hielten sich bei Kafka wunderbar die Waage.

Komik, Grauen und Sado-Masochismus bei Kafka

„Als K. an einem der nächsten Abende den Korridor passierte, der sein Bureau von der Haupttreppe trennte – er ging diesmal fast als der letzte nachhause nur in der Expedition arbeiteten noch zwei Diener im kleinen Lichtfeld einer Glühlampe – hörte er hinter einer Tür, hinter der er immer nur eine Rumpelkammer vermutet hatte, ohne sie jemals selbst gesehen zu haben, Seufzer ausstossen.“

Von Neugierde erfasst, reißt Josef K. Die Tür auf und betritt die Rumpelkammer – und wird Teil einer mehrdeutigen Szene. Obwohl sich Josef K. Ganz offenbar in einem Unrechtsstaat befindet, werden die beiden Schergen dieses Unrechtsstaat hier in der Rumpelkammer bestraft. Ihr Vergehen: Sie haben Josef K. bei dessen Verhaftung das Frühstück weggegessen. Absurdität, Grauen, und Komik fallen in dem Fragment „Der Prügler“ zusammen – hier können Sie die Szene hören.

„Es ist schon absolut unheimlich, auch in der doppelten Freud’schen Bedeutung von ‚unheimlich‘ und ‚heimisch'“, meint Jahraus über die Szene. „Es findet in der Arbeitsumgebung von Josef K. statt, er macht eine Tür auf und entdeckt die Bestrafung“, so Jahraus über den Aspekt des Grauens in der Szene. Sie sei aber auch durchaus komisch: Die beiden „flapsigen, unbeholfenen Gehilfen“ der Behörde erinnerten an „Dick und Doof“ oder „Pat und Patachon“ oder „Schulz und Schultze“ bei Tim und Struppi. „Aber es gibt noch etwas, wo man als Leser oder Leserin stutzen muss: Das ist ja nun völlig unverhohlen die Inszenierung einer homosexuellen Sado-Masochisten-Szene. Die haben schwarzes Leder an, diese Prügler, also ja: Kafka lässt gar nichts aus.“

Kafka: Der Process als Hörspiel – nicht aufgelöste Fragestellungen der Moderne

Kafka habe die Entwicklungen im 20. Jahrhundert nicht vorausgeahnt, so Jahraus. Aber in seinen Texten gehe es immer wieder um Fragestellungen der Moderne, die bis heute nicht aufgelöst seien. Die Institution Familie und ihre Traditionen verliere bei Kafka bewusst an Bedeutung. „Kafka lässt das Ostjudentum seines Vaters hinter sich, er will gesellschaftlich aufsteigen, er assimiliert sich vollständig an die führende Schicht in der Prager Gesellschaft, das sind vor allem die deutschen Bürger, die ihrerseits wiederum eine Minderheit sind.“ Dadurch, und auch durch seine Tätigkeit für eine Versicherung sei Kafkas Blick besonders geschärft für die Frage, wie Gesellschaften organisiert sind, wie sich Macht in Gesellschaften konkretisiert, welche Bedeutung die Bürokratie hat.

„Kafka ist ein Experte der Macht. Er ist ein sensibler Beobachter von Prozessen in Institutionen. Also: Wo anonymisieren sich solche Institutionen, wo verselbständigen sich Bürokratien?“ Im Hörspiel ist „der Hörer Akteur“, wie es Herbert Kapfer, Redakteur für die Kafka-Produktion aus dem Jahr 2010, ausdrückt. „Er ist eingeladen, vertraute Lektürepfade zu verlassen und sich in unübersichtlichen Text- und Sprachklang-Landschaften zu bewegen, er kann ein rudimentäres Werk erkunden und in seiner Unabgeschlossenheit wahrnehmen. Er kann die Variabilität eines unabgeschlossenen Werks erfahren und die Möglichkeiten autonomer Rezeption nutzen.“

In der ARD Audiothek sind außerdem zu Kafka zu entdecken: 26 Folgen „Der Verschollene“ als Hörbuch-Podcast in einer Lesung von Peter Simonischek. „Die Geschichte, die ich schreibe, und die allerdings ins Endlose angelegt ist, heißt… Der Verschollene und handelt ausschließlich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika“, sagte Franz Kafka selbst dazu. Wie „Der Process“ ist auch „Der Verschollene“ zeitlos: „Der Verschollene“ zeichnet den sozialen Abstieg des Helden Karl Roßmann nach, der trotz oder aufgrund seiner Freundlichkeit, seines Lerneifers und Anständigkeit nirgends anzukommen scheint.

 

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Von Uta Schröder
Uta Schröder ist eine versierte Kulturjournalistin und leitet das Ressort Kultur der WirtschaftsRundschau. Mit ihrem umfassenden Wissen und ihrer Leidenschaft für Kunst und Kultur bietet sie tiefgehende Analysen und spannende Einblicke in die kulturelle Landschaft.
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