Zwischen Wissenschaft und Selbstoptimierung
Bryan Johnson ist mittlerweile 47 Jahre alt – sein biologisches Alter entspreche aber dem eines 30-Jährigen, behauptet Johnson. Pro Jahr altere er nur noch siebeneinhalb Monate.
Ob das wirklich stimmt, wie lange das gut geht, und welche unerwarteten Nebenwirkungen noch auftreten werden, ist natürlich noch unsicher. Bei vielen von Johnsons Behandlungen handelt es sich um medizinisches Neuland. Seine gleichzeitige Anwendung verschiedener Therapien sorgt außerdem dafür, dass die Experimente keine wissenschaftlich verwertbaren Ergebnisse liefern.
Für Johnson ist all das jedoch dem eigentlichen Ziel untergeordnet: Den Tod zu besiegen. Und so spät wie möglich zu sterben. Am besten gar nicht.
Eine Frage der Lebensqualität
Der Philosoph Martin Booms, der sich mit dem Thema Langlebigkeit beschäftigt, sieht solche Ansätze kritisch: „Eine zu starke Fixierung auf Langlebigkeit kann zu einer Sterilität der Lebensführung führen“, warnt er. „Am Ende kann ich vielleicht sagen, ich habe ein paar Jahre rausgeholt – aber war es das wirklich wert?“
Johnson selbst sieht das anders: „Ich war noch nie glücklicher“, sagt er dem Guadian. „Ich kenne niemanden, der wirklich gesund ist und sagt: ‚Verdammt, ich bin zu gesund, ich fühle mich schrecklich.“ Für ihn sei sein Experiment mehr als persönliche Optimierung, sondern eine politische, wirtschaftliche und spirituelle Bewegung.
Kult um den Kult-Milliardär
Im Netz hat sich um den Milliardär längst eine Fangemeinde gebildet – die sich auch offline trifft. Johnsons Motto „Don’t Die!“ / „Stirb nicht!“ wird für sie zum Schlachtruf und zum Lifestyle-Ziel. Das erinnert nicht nur zufällig an religiöse Bewegungen. Auch Johnson selbst sieht seine Mission inzwischen als eine Art Religion. „Glaubenssysteme haben sich als stärker erwiesen als Länder oder Unternehmen“, erklärte er vor einem Jahr der New York Times. „Jede Religion hat versucht, eine Lösung für ‚Don’t Die‘ anzubieten.“