Der Bundesrechnungshof hat im Mai seinen Prüfungsbericht über die „Förderung der Computerspielentwicklung auf Bundesebene“ (externer Link) vorgelegt. Darin prüft er die „Ordnungsmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit des Verwaltungshandelns“ bei der Computerspieleförderung, die 2019 vom damaligen Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) initiiert wurde und seit 2021 bei Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) liegt.
Finanzierung infrage gestellt
Die Prüfer des Bundesrechnungshofs stellen grundsätzlich infrage, warum die Förderung Sache des Bundes und nicht der Länder sein sollte: „Soweit die Finanzierungskompetenz nicht gegeben ist, ist die Förderung des Bundes einzustellen.“ Kritisiert wird auch, dass Spieleentwickler die Finanzspritze nicht zurückzahlen müssen, sobald ihr Spiel wirtschaftlich erfolgreich wird.
Deutschland international abgehängt
Der Branchenverband Game reagierte darauf am Donnerstag mit dem Statement (externer Link), der Bericht lasse die entscheidenden Faktoren außer Acht, weil der Bundesrechnungshof „die weltweite Marktrealität völlig verkennt“, schreibt Verbandsgeschäftsführer Felix Falk:
„Aufgrund des einseitigen Fokus auf befürchtete Gefahren durch Games in den 1990er und frühen 2000er Jahren hat Deutschland die Potenziale von Games nahezu vollständig verschlafen und nicht wie andere Standorte mit guten Produktionsbedingungen für Wachstum gesorgt.“ Felix Falk, Branchenverband Game
Ein Seitenhieb auf die in Deutschland hitzig geführte sogenannte Killerspiel-Debatte. Diesen Rückstand könne man nur mit einer international konkurrenzfähigen Games-Förderung aufholen, die planbar und zuverlässig ist.
Bundes-Fördergelder schon aufgebraucht
Deutschland ist zwar der größte Markt für Computerspiele in Europa und der fünftgrößte Markt weltweit – und soll gar als „Leitmarkt im internationalen Wettbewerb“ etabliert werden, schreibt das Bundesministerium für Wirtschaft auf seiner Website: Neues Geld für deutsche Spielestudios gibt es allerdings erst wieder ab 2025. Seit Mai 2023 gilt ein Antrags-Stopp, die Fördergelder sind bereits ausgeschöpft. An der großen Nachfrage an Computerspielen verdienen also weiterhin Entwickler aus dem Ausland.
Fördertöpfe der Länder gefragt
Wo der Bund nichts zuschießt, sind Spielestudios schon jetzt auf Hilfen der Länder angewiesen: Bayern hat mit zuletzt 4,4 Millionen Euro eines der größten Förderprogramme in Deutschland. Nach Plänen des Wirtschaftsministeriums sollen die Länder künftig noch mehr in die Pflicht genommen werden. Für Spieleprojekte, die weniger als 400.000 Euro kosten, will der Bund keine Mittel mehr bereitstellen, erklärte Staatssekretär Michael Kellner (Grüne) beim Deutschen Computerspielpreis im April.