Die heimischen Unternehmen erwarten zunehmend negative Folgen der Politik von US-Präsident Donald Trump für die deutsche Wirtschaft. Mehr als 80 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe und in der Informationswirtschaft rechnen mit entsprechenden Konsequenzen, wie aus einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter 800 Firmen mit Sitz in Deutschland hervorgeht. Diese wurde von Mitte März bis Mitte April durchgeführt und lag der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vor. Zum Vergleich: Im Dezember lag der Anteil noch bei 75 Prozent.
20 Prozent befürchten mittlerweile sogar „sehr negative“ Auswirkungen durch die neue US-Regierung. „Derweil gehen weniger als zehn Prozent der Unternehmen von positiven Effekten auf den Erfolg der deutschen Wirtschaft aus“, sagte der Leiter der Befragung aus dem ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“, Daniel Erdsiek.
Trump-Folgen: Zunehmende Sorgen um Firmen-Erfolg
Auch beim Blick auf den Erfolg des eigenen Unternehmens oder der eigenen Branche macht sich zunehmend Besorgnis breit. Bei den Betrieben in der Informationswirtschaft rechnen 40 Prozent mit negativen Auswirkungen der Trump-Präsidentschaft auf den eigenen Geschäftserfolg – doppelt so viele wie am Jahresende 2024. In der Industrie fällt der Pessimismus noch größer aus: Hier gehen 46 Prozent von negativen Effekten auf den eigenen Erfolg aus, sogar 64 Prozent befürchten negative Folgen für die eigene Branche.
Die Bewertung hängt auch von der eigenen Exporttätigkeit ab. „Denn wer in die USA exportiert, ist von den Zoll-Plänen der US-Regierung stärker betroffen“, hieß es. So befürchten im Verarbeitenden Gewerbe 50 Prozent der Unternehmen mit US-Exporten, dass sich die Trump-Präsidentschaft negativ auf sie auswirken wird. Mit einem Wert von 42 Prozent erwarten aber auch Betriebe ohne eigene US-Exporte recht häufig negative Effekte, wie aus der ZEW-Umfrage hervorgeht.
Industriepräsident: „Die USA bleiben hochattraktiver Markt“
Dennoch hält Industriepräsident Peter Leibinger Investitionen in den USA weiterhin für sinnvoll. „Für mich persönlich ist eine Investition in Amerika immer noch sicherer als in China, auch wegen der Rechtsstaatlichkeit“, sagte Leibinger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
„Die USA sind und bleiben ein hochattraktiver Markt. Dort jetzt nicht mehr zu investieren, wäre der falsche Schritt“, meinte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie. Er kenne das Land gut, habe dort viele Jahre gelebt.
Vor Kurzem sei er zwar zum ersten Mal mit einem „mulmigen Gefühl“ in die USA geflogen. Aber dann habe sich „alles angefühlt wie immer: der Optimismus, die Freundlichkeit, die Innovationsbegeisterung. Amerika ist immer noch Amerika“, sagte Leibinger. „Die Amerikaner werden auch Trump überstehen.“
Trump verfolgt eine Wirtschaftspolitik der Abschottung mit hohen Sonderzöllen für Importe.
Mit Informationen von Reuters und dpa